Kommentar: Männer-Land
: Frauen im schwarzen Loch

Frauen sind die großen Verliererinnen des konservativen Mehrheitsblocks in NRW. Mit dem Machtwechsel in Düsseldorf fallen sie reihenweise aus dem Parlament– nur jedeR neunte Abgeordnete ist weiblich. Diese miserable Quote ist europaweit einmalig: Selbst Parlamente in Macho-Ländern wie Spanien sind gerechter besetzt – dort sind 36 Prozent der Abgeordneten Frauen. Ein noch männlicheres Parlament weist nur Saudi-Arabien auf. Dieser Vergleich ist um so beeindruckender, als auf lokaler Ebene traditionell Frauen leichter an die Macht kommen.

Frauen gelangen nun vom Regen in die Traufe. Auch bei der SPD ist die Frauenquote diesmal nur durch die Besonderheit des Wahlsystems einigermaßen hoch. Aber die CDU setzt die Frauenbeteiligung in NRW auf ein historisches Tief. Diesen Rollback werden Frauen in den nächsten Jahren schmerzhaft spüren: Rüttgers will sparen um jeden Preis, und ohne Lobby im Landtag haben Frauen keine Chance. Frauenhäuser, Anlaufstellen, Karriereförderung sind ohnehin in Gefahr.

Das Geschlecht ist zwar noch kein Programm. Aber die alte Männerriege wird sich wohl kaum um die Belange der Mehrheit der Bevölkerung scheren.

ANNIKA JOERES