Vieh verdirbt Wasser

Die Viehwirtschaft im Münsterland beeinträchtigt die Qualität des Wassers. Experten: Jetzt gegensteuern

MÜNSTER dpa ■ Die Qualität des Wassers im stark von der Viehwirtschaft geprägten Münsterland ist nach Angaben von Experten des Staatlichen Umweltamtes bedenklich schlecht. Allein aus den Ställen der münsterländischen Bauern entwichen jährlich 80 Kilogramm Nitrat pro Hektar in die Luft und gelangten ungezielt wieder in den Boden, sagte der Leiter des Umweltamtes, Heinrich Wefers, gestern zum Auftakt des 1. Stickstofftags für Landwirte. 17 von 20 Grundwasservorkommen im Münsterland seien stark gefährdet, sagte er. „Ohne erhebliche finanzielle Förderung der Altanlagen“ sei eine Verbesserung nicht denkbar, appellierte Wefers.

Allein die Ems transportiere jährlich 9.000 Tonnen Stickstoff in Richtung Niedersachsen. 70 Prozent davon stammen aus der Landwirtschaft. „Langfristig stellt diese Stickstoffbelastung nicht nur für die Trinkwasserversorgung der Region, sondern auch für das Ökosystem Nordsee ein Problem dar“, sagte Wefers. Nitrat kann in einer Konzentration von mehr als 50 Milligramm pro Kubikmeter Trinkwasser bei Menschen zu Magenkrebs führen. Das sich bei starken Konzentrationen aus Nitraten bildende Nitrit kann bei Babys im Extremfall tödlich sein.

Nach Angaben von Harald Friedrich, Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium, sind im rheinischen „Gemüsegürtel“ Konzentrationen an der Oberfläche von bis zu 200 Milligramm pro Kubikmeter „keine Seltenheit“. Das aus tiefen Lagen gewonnene Trinkwasser sei jedoch derzeit überall in NRW unbedenklich. Es müsse jedoch jetzt gegengesteuert werden, um Belastungen für die Zukunft zu verhindern. „Wasser hat ein enorm langes chemisches Gedächtnis“, sagte Friedrich.

Nach Angaben von Peter Spandau von der Landwirtschaftskammer NRW sind zwischen Rhein und Weser derzeit weniger als fünf Prozent aller Bauernhöfe hinsichtlich der Abluft auf dem Stand der Technik. Das Umweltamt fordert Abdeckungen für Güllebecken und einen Verzicht auf die wochenlange Lagerung der Tierexkremente unter den Ställen. Spandau dagegen konzentriert sich eher auf die Düngung auf dem Feld. Immer noch verwendeten 50 Prozent der Bauern den so genannten „Prallteller“, von dem die Gülle weg spritzt und dann ihren Weg in den Boden findet.