Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Nicht nur das Wetter, auch die Deutsch-Polnischen Jahre verwirren. Denn parallel finden zwei Kulturjahre statt: das des Auswärtigen Amtes mit 523 Veranstaltungen allein in Polen und das der Kulturstiftung des Bundes, die PartnerInnen von beiden Seiten der Oder bei gemeinsamen Projekten unterstützt. Zeitnah dazu öffnete am Freitag das Polnische Institut seine neuen Räume. Zuvor am Alexanderplatz gelegen und so an die sozialistische Vergangenheit beider Länder erinnernd liegt es nun an der Museumsinsel. Erinnern kann man sich aber auch dort. Dafür sorgt Leon Tarasewicz. „Malerei“ prangt es an der Fassade. „So wie man sie üblicherweise in Polen zeigt. An den Wänden“, erklärte Tarasewicz dem Publikum. Die PolenkennerInnen unter den Gästen wussten die Anspielung zu schätzen, denn neben der Vielzahl an historischen Kunstschätzen lassen sich Ausstellungsorte für aktuelle Kunst in Polen an zwei Händen abzählen. Betritt man allerdings den Ausstellungsraum, bremst eine unüberschaubare Anzahl von Pfeilern den ersten Schwung. Zu den ohnehin schon reichlich vorhandenen Pfeilern hat der in Waliły lebende Künstler nämlich weitere hinzugebaut. Und tatsächlich sind alle bunt bemalt. Und dazwischen: man selbst, auch unendliche Male. Denn die Wände, die den Raum begrenzen, sind mit Spiegeln verkleidet. So muss man den Raum abschreiten, um ihn ganz zu entdecken. Der Gang am hinteren Ende wurde bei der Eröffnung zum Ausgang, entlang an Tischen, auf denen Porzellan zum Mitnehmen stand. Es lag auf der Hand, dass man sich an das Holocaust-Mahnmal erinnert fühlte. Tarasewicz verneinte, an den Eisenmannbau gedacht zu haben. Von dem Porzellan schien er nichts zu wissen. So oder so: Es gibt vieles, was Deutschen und Polen aufzuarbeiten haben. Die Ermordung der Juden im Dritten Reich ist nur eine davon.
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