Die zugezogenen Niederländer waren die Ersten

SCHÖNER KLANG Hamburgs Instrumentenbau hat Tradition: Schon um 1600 siedelten dort die ersten Lautenmacher. Später kamen „Steinway & Sons“ und andere

Landungsbrücken: Möwen-Geschrei, Hafenkräne, Backfisch, Pils, und im Hintergrund spielt was? Das Schifferklavier natürlich. Das Akkordeon ist von der Elbpromenade kaum wegzudenken. Es ist aber nur eines von vielen Instrumenten, die aus Hamburg nicht wegzudenken sind.

Der erste Hamburger Instrumentenbauer ist im Jahr 1607 im Stadtbuch aufgeführt. Von einem Lautenmacher ist da die Rede. Im selben Jahrhundert kamen Niederländer in die Hansestadt und begannen, hier Musikinstrumente zu fertigen. Die Blütezeit, vor allem im Klavierbau, erlebte Hamburg im 19. Jahrhundert.

Bernd Balbierski steht in dieser Tradition. Der Obermeister der Musikinstrumentenbauer-Innung Hamburg und Schleswig-Holstein beantwortet Telefonate direkt über die Freisprechanlage aus dem Auto heraus – er ist im Außendienst. Der 44-Jährige führt eine kleine Werkstatt, die Flügel und Klaviere repariert.

Vor über 20 Jahren hat er den Beruf des Klavierbauers erlernt; inzwischen ist er Klavier- und Cembalomeister. „Unsere Innung ist klein. Sie hat nur 17 Mitglieder, die aus Hamburg und Schleswig-Holstein kommen. Blasinstrumente-, Schlaginstrumente- und Saiteninstrumentebauer“, sagt er. Die Mitgliederzahlen seien rückläufig. „Das liegt daran, dass der Meisterzwang aufgehoben wurde“, erklärt Balbierski. Jeder ausgebildete Instrumentenbauer könne sich jetzt selbstständig machen. Bis 2004 brauchte man dafür einen Meistertitel. Für die Innung braucht man ihn auch heute noch.

Das Geschäft leide jedoch nicht unter dem Mitgliederrückgang. Durch gut gefüllte Musikschulen und politische Maßnahmen wie „Jedem Kind ein Instrument“ blieben die Umsätze konstant, sagt Balbierski. Zwar würden inzwischen viele Instrumente maschinell gefertigt. Mit einer Ausnahme: „Geigen sind zu 100 Prozent handgefertigt“, sagt Balbierski.

Die Flügel der Firma „Steinway & Sons“ bestehen zu 80 Prozent aus Handarbeit. Seit 1880 baut das Unternehmen in Hamburg Flügel und Klaviere. Die Unikate stehen in der Laeiszhalle, in der Oper und irgendwann auch in der Elbphilharmonie. Die Hamburger Produktionsstätte fertigt mit 235 Mitarbeitern 1.400 Tasteninstrumente in einem Jahr.

Doch die Qualität hat ihren Preis: Die Flügel kosten zwischen 58.000 und 129.000 Euro. „So ein Steinway“, sagt die Pressesprecherin Sabine Höpermann, „ist etwas Heiliges.“

Auch Balbierski hat bei „Steinway and Sons“ gelernt. Heute seien es rund 25 Auszubildende im Raum Hamburg, die den Instrumentenbau erlernten, erzählt er. Zum Vergleich: Es gibt in Hamburg rund 1.000 Kfz-Mechaniker in der Ausbildung. Der Beruf des Instrumentenbauers sterbe aber nicht aus. Die Ausbildungszahlen seien konstant, berichtet Balbierski.  TIMO ROBBEN