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das wird„Der teuerste Film, den ich je bestellt habe“

In Kiel läuft David Lynchs komplettes Kino-Werk

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Pabst, Sie stemmen als kleines Kommunalkino eine Retrospektive mit den Filmen von David Lynch. Wie kommt‘s?

Eckhard Pabst: David Lynch bedeutet mir und David Schepers, der mit mir zusammen das Kino leitet, sehr viel. Im Sommer hielt ich an der Fachhochschule Kiel einen Vortrag über renommierte Filmregisseure, die sich dem Fernsehen zugewendet haben. Und da habe ich in den Hörsaal gefragt, wer David Lynch kennt, denn „Twin Peaks“ ist da ein Meilenstein. Das waren aufgeweckte film-interessierte Leute im Alter Anfang bis Mitte Zwanzig und niemand hat sich gemeldet. Da habe ich gedacht, dass ich da Abhilfe schaffen kann.

taz: Die Retrospektive geht bis in den Februar hinein. Was steht bis dahin auf dem Programm?

Pabst: Wir zeigen seine Kinofilme. Es gibt von ihm noch ein paar komische Sachen wie die Konzertaufführung „Industrial Symphony No.1“ oder das Video „The Cowboy and the Frenchman“. Aber wir haben uns entschieden, alles zu zeigen, was er auch auf die Leinwand gebracht hat. Ich bin froh, dass das nur zehn Filme sind. Da mussten wir nichts rausschmeißen.

Foto:privat

Eckhard Pabst

Jahrgang 1965, ist Programmleiter des Kieler Kommunalkinos „Pumpe“.

taz: Es gibt aber auch einen „Twin Peaks Nachmittag“…

Pabst: Wenn man ganz ehrlich ist, muss man sagen, dass die Fernsehserie „Twin Peaks“ das Großartigste ist, was David Lynch je gemacht hat. Und eigentlich müsste man den ganzen Zyklus hier auf der Leinwand zeigen, aber wer soll sich das über 20 Stunden lang im Kino angucken? Darum haben wir den Filmwissenschaftler Willem Strank eingeladen, der viel über „Twin Peaks“ gearbeitet hat. Der hält einen Vortrag und dazu werden Ausschnitte gezeigt, manchmal so lang, wie eine Folge der Serie. Dazu passend wird es Kaffee, Donuts und natürlich Cherry-Pie geben.

taz: Welche Schwierigkeiten gab es bei der Organisation?

David Lynch-Retrospektive Kinosaal in der Pumpe, Kiel, Mi., 16. 10., 19 Uhr, Lynchs erster Langfilm „Eraserhead“ (1977)

Pabst: Die Rechte für viele der Filme hatten ja noch die Verleihfirmen. Aber bei Filmen, für die es in Deutschland keine Rechtegeber mehr gibt, war es schwer. „Eraserhead“ ist momentan bei einer französischen Firma und die haben ihren Standardsatz von 750 Euro pro Vorstellung. Die interessiert überhaupt nicht, ob man nun ein großes Festival oder, wie wir, ein kleines Kino mit 100 Plätzen ist. Das ist der teuerste Film den ich je bestellt habe.

taz: Ist es nicht auch traurig, wenn man eine wahrscheinlich vollständige Retrospektive von einem Künstler präsentiert, der noch lebt, aber nicht mehr dreht?

Pabst: David Lynch ist zur Zeit sehr krank. Er hat ein fortschreitendes Lungenleiden. Das Problem ist wohl, dass er keine Dreharbeiten mehr leiten kann, denn kreativ ist er noch allemal.

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