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Wenn Rausgeschmissen­werden ein Geschenk ist

Coesfeld, Mittwochnachmittag, viertel vor fünf an der Bushaltestelle. Ich warte nicht alleine, die junge Frau neben mir, mit Gärtnerinnenschuhen und Arbeitshose, schaut auch abwechselnd auf ihre Uhr und in die Ferne. Kommt der Bus – noch? Der ausgehängte Busfahrplan empfiehlt einen Blick auf die App der Verkehrsbetriebe, 2 Minuten Verspätung wird online angezeigt, da sind wir dicke drüber. „Wartest du schon länger?“, frage ich, noch die Erinnerung an meine Anreise vor Augen. Der Bus am frühen Morgen kam und fuhr einfach mal 6 Minuten früher, ich muss – winkend und rennend – einen ganz lustigen Anblick abgegeben haben.

„Ja“, sagt sie, „der Bus ist noch nicht durch.“ Wir nicken uns zu, blindes „Wir fahren halt Bus-Verstehen“. Und dann kommt er doch. Der Busfahrer winkt uns eilig herein, schaut gestresst, genervt und wirkt so alt, dass ich zugleich denke: Respekt, Mann!

Coesfeld

37.259 Ein­wohn­er:innen, liegt im Mün­ster­land, die Nieder­lande sind nah, die Lastenraddichte ist für eine kleine Mittelstadt hoch, Autos sind trotzdem Standard, aber die Baum­berge-Bahn gen Münster bietet den schönsten Ausblick.

Ich lass mich und mein Gepäck auf den ersten Vierersitz fallen und schau auf die Uhr. „Wollen Sie zum Zug?“, ruft der Mann am Lenker. „Ja“, antworte ich verdutzt. „In welche Richtung: Dortmund?“ – „Nein, Münster.“ – „Dann schmeiße ich Sie einfach am Schulzentrum raus, da kriegen Sie Ihre Bahn noch.“ Mazek

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