das medienhaus
an der friedrichstraße
:

medienecho zur seitenwende
: „Ein Schritt, der längst in allen Verlagen diskutiert wird“

Um 16.09 Uhr am vergangenen Samstag war unsere Pressemitteilung zur taz-Seitenwende unterwegs. Wie erwartet war die Resonanz groß, hatten doch weite Teile der Medienbranche seit mehreren Jahren auf die Verkündung dieses Termins gewartet.

„Als erste überregionale Zeitung erscheint die taz bald nur noch rein digital – zumindest unter der Woche. Damit macht das Blatt einen harten Schnitt, über den andere Verlagshäuser bislang nur nachdenken“, befand „Tagesschau“ online in einer von der dpa breit gestreuten Meldung.

„Ein Schritt, der längst in allen Verlagen diskutiert wird“, schreibt Michael Hanfeld in der FAZ und hebt die Bedeutung der taz-Entscheidung für die überregionalen Printmedien hervor: Wie lange werden sich (Tages-)Zeitungen noch in gewohnter Form halten können?

Die taz habe da durchaus Chancen, mutmaßt Hanfeld: „Mit ihrem Genossenschaftsmodell, einer Belegschaft, die sich mit geringen Löhnen begnügt, und einer kleinen, aber überzeugten Abonnentenschaft ist es der ‚taz‘ leichter als anderen möglich, sich vom Papier, auf dem die Zeitung seit dem 17. April 1979 erscheint, zu verabschieden. Sie darf hoffen, dass Leser und Abonnenten bleiben. Das können sich andere Verlage nur wünschen.“ Ganz stimmt das nicht, denn die wochentaz drucken wir weiter.

Auch der Spiegel misst dem Geschäftsmodell Gewicht bei: „Emotionen und Gewohnheit sind für ein Medium mindestens ebenso wichtig wie seine Inhalte, das weiß man auch bei der ‚taz‘, die eine traditionell linke, treue Leserschaft hat. (…) 30.000 sogenannte Zukunftsabos hatte die ‚taz‘ angepeilt, also Abonnements für die ‚Wochentaz‘, E-Paper oder eine Kombination von beidem. Diese Kennzahl habe man schon überschritten, heißt es aus dem Verlag, immerhin.“

In den Netzwerken wurde mitunter intensiv diskutiert. „Bitter, sehr bitter“, schreibt taz-Kolumnist Robert Misik bei Facebook. Und in der Tat: Manch ei­ne*r wird den Gang zum Zeitungshändler und das morgendliche Papierrascheln zum Kaffee vermissen.

Doch es gibt auch viel Sympathie und Verständnis: Schließlich möchte man die taz gerne auch in zehn Jahren noch als kräftige Stimme im Presse-Konzert lesen. Und zukunftstauglicher, das scheint eine Werktagsausgabe im ePaper und auf taz.de.

Und schließlich bleibt den Lieb­ha­be­r*in­nen des gedruckten Worts mit der samstags erscheinenden wochentaz auch in Zukunft das Papierrascheln erhalten. Anja Mierel