Bischof sagt Sorry

MISSBRAUCHSFÄLLE Der nordelbische Landesbischof Gerhard Ulrich und seine Hamburger Kollegin Kirsten Fehrs predigen in Ahrensburg. Ulrich kündigte eine neue Arbeitsstelle für Missbrauchsopfer an

„Ich stehe hier für die Kirche, die so schwerfällig aufklärt“

Kirsten Fehrs, Bischöfin

Der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich hat die Betroffenen der Ahrensburger Missbrauchsfälle um Vergebung gebeten. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche richte „ein solches Leid an, dass mir graut“, sagte er am Sonntag vor rund 300 Gottesdienstbesuchern in der Ahrensburger Schlosskirche. Dass dies in einer Kirchengemeinde geschah, sei „ein solches Unrecht und eine solche menschliche Schuld, dass ich es kaum in Worte fassen kann“, so der Bischof.

Vor zwei Jahren war bekannt geworden, dass der Ahrensburger Pastor Dieter Kohl in den 70er- und 80er-Jahren Mädchen und Jungen sexuell missbraucht hatte. Unter den Opfern waren auch drei seiner fünf Stiefsöhne. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen war deswegen im Juli 2010 zurückgetreten. Der Ruhestandspastor hat die Taten inzwischen eingeräumt. Ende vorigen Jahres war er durch einen eigenen Entlassungsantrag einer Entlassung durch die Kirche zuvorgekommen. Strafrechtlich sind die Taten verjährt.

Ulrich kündigte die Einsetzung einer neuen Arbeitsstelle für Missbrauchsopfer sowie eine Expertenkommission für Entschädigungen an. Es werde jedoch nicht zu pauschalen Entschädigungsleistungen kommen, sagte er. Im Mai 2011 hatte sich der Bischof geweigert, ein Disziplinarverfahren gegen die ehemalige Dienstvorgesetzte des Pastors, Pröpstin Heide Emse, einzuleiten.

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die ebenfalls in der Schlosskirche predigte, sagte, sie stehe „hier für die Kirche, die den Täter ungewollt geschützt hat und so schwerfällig aufklärt“. Sie wünsche sich „etwas Erlösendes für den Streit, der seit Jahren hin und herwogt“.

Der Verein „Missbrauch in Ahrensburg“ begrüßte den Besuch der Bischöfe in Ahrensburg als „Auftakt für einen Prozess, der der Gemeinde und ihren Menschen Verständnis und Sicherheit für ihre Zukunft geben kann“. Nun hoffe man auf „Taten, die den Betroffenen gerecht werden“.  (epd)