wortwechsel
: Wir brauchen Lehrer, keine Schlagbäume

In der Asyldebatte fordern Leser mehr Rationalität und für Lehrerinnen und Lehrer ein verbindliches Integrations-Curriculum. Dann ließe sich der Fachkräftemangel bekämpfen

Grenze zwischen Tschechien und Deutschland bei Altglashütte in Bärnau im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz Foto: Erik Irmer

Genfood

Gegen den unsichtbaren Hunger“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Eine kostbare Doppelseite der wochentaz für kostenlose Werbung für Genfood. Ich könnte schreiend an die Decke gehen. Greenpeace wird verteufelt, Gentechnik verherrlicht. Ich will es nicht glauben. Der Erfinder wird zu Hause besucht, andere werden angerufen. Seriöser Journalismus ist ausgewogen, neutral und lässt nicht nur einseitig eine Meinung zu Wort kommen. Hoffentlich bekommen Greenpeace und andere wie La via campesina, der Weltagrarbericht, Fian und Kleinbauern auch so viel Platz eingeräumt.

Bitte lasst Bauern, Betroffene und die Zivilgesellschaft angemessen zu Wort kommen. Das Recht auf Nahrung bedeutet übrigens, dass Menschen sich selbst ernähren können, mit allen Nährstoffen, die sie brauchen, und so wie es kulturell zu ihnen passt. Da ist von teuren genveränderten Produkten keine Lösung zu erwarten. Die Menschen müssen sich eine angemessene Ernährung leisten können, natürlich und in der richtigen Zusammensetzung. Heute und morgen.

Maria Gubisch, Gelnhausen

Hysterische Mitte

Moralischer Kontrollverlust“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Nach den Wahlerfolgen von AfD und BSW reagieren die Parteien der verbliebenen Mitte hysterisch. Mehr als die Einhaltung von Gesetzen können/wollen SPD und Grüne nicht erreichen. Das juristische Machtzentrum der EU – Europäischer Gerichtshof und der Straßburger Gerichtshof – sind das verbliebene Bollwerk gegen Nationalisten, die die EU rückabwickeln wollen, unterstützt von konservativen Starjuristen.

Der gefühlten Linken fehlt die Vorstellung, wie es werden sollte, denn es muss ja immer alles besser werden. Dazu schreibt Peter Unfried in dieser Wochenendausgabe: „Die Grünen halten an einem Fortschrittskanon fest, für den es in der Spätmoderne keine Grundlage mehr gibt.“ Solang das nicht anerkannt wird, werden Versprechungen für Wohlstandsmehrung nicht aufhören und enttäuschte Wähler den konservativen Populisten zugetrieben. Die Aufgabe des Fortschrittskanons hat mehr sozialen Ausgleich, Gerechtigkeit zur Voraussetzung – das ginge ans Eingemachte.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Grünes Dilemma

Die Grünen sind in der Asylpolitik in der Defensive. Das ist jedoch nicht allein ihre Schuld“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Selten habe ich so oft „Ja! Genau!“ beim Lesen eines Artikels gerufen wie bei dem Leitartikel über die aktuell fehlende öffentliche Positionierung der Grünen. Ich selber, als Grünen-Mitglied, konnte meine Stimmung gar nicht so genau beschreiben, aber Kersten Augustin hat es geschafft, mit den Worten zum Schluss: „Wer vertritt eigentlich die linksgrünen Idealisten?“ Auf dem Weg, ganz viel Verständnis aufzubringen für Menschen, die sich momentan politisch nicht repräsentiert fühlen, habe ich vollkommen ignoriert, dass es mir selber ebenso ergeht. Danke für den Aha-Moment!

Fredericke Gabriel, Schladen

Im freien Fall

Im Dilemma und in der Defensive“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Perspektivisch bleibt also erst einmal nur noch die „Hardpower“ über die Landesregierungen und somit auch über den Bundesrat. Der Verlust von wohl drei Regierungsbeteiligungen innerhalb von drei Wochen, die trüben Aussichten im Bund, die Umfragelage in Baden-Württemberg (das war’s wohl mit grünen Regierungschefs): Es gibt da nichts zu debattieren, die Grünen sind machtpolitisch im freien Fall. Die Sperrminorität im Bundesrat könnte am übernächsten Sonntag Geschichte sein, die Beteiligung an der Bundesregierung dann nächsten Herbst und der grüne Regierungschef im Südwesten im Frühjahr danach.

Nafets Recfis auf taz.de

Integrationsproblem

Die Grünen sind in der Asylpolitik in der Defensive. Das ist jedoch nicht allein ihre Schuld“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Wir haben ein gewaltiges Integrationsproblem, dem wir uns stellen müssen, sonst geht unser Land den Bach runter! Uns fehlen wegen der niedrigen Geburtenraten und der Überalterung unserer Gesellschaft mindestens 400.000 Menschen jährlich, alleine für die Bundesrepublik. Wir brauchen dringend Sprachschulen und entsprechende Integrationslehrgänge, Sozialarbeiter als Integrationshelfer, Lehrer für Deutsch als Fremdsprache und Lehrer für Verfassungsgeschichte und Gesellschaftskunde – und uns fehlt dringend ein verbindliches Integrations-Curriculum. Was wir nicht brauchen, sind hingegen Schlagbäume und Angstrassismus.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh

Asyldebatte

„Mein Deutschland bleibt offen“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Ich möchte mich für diese tolle Seite und die Statements der Beteiligten bedanken. Stellung zu beziehen ist mehr als wichtig geworden und was wäre, wenn Ihr das vielleicht mit den Lesern dieser Seite in den nächsten wochentaz-Ausgaben fortsetzt, vielleicht auf den inneren Seiten, aber dennoch sichtbar. Vielleicht machen an dieser Stelle auch andere Leser mit. Ich würde dies tun.

Ulrike Fink, Kassel

Integration

Moralischer Kontrollverlust“,

wochentaz vom 14. – 20. 9. 24

Es wundert mich doch immer wieder, wie man die Schuld an nicht gelungener Integration seit 2015 den Geflüchteten unterstellt. Wer hat denn den vielen Arbeitssuchenden die Möglichkeit versperrt, sich zu integrieren, nicht nur in den Arbeitsmarkt? Hürden über Hürden mussten überwunden werden. Geforderte Qualifikationsnachweise ohne Ende und die große Panik, dass sie hier Arbeitsplätze wegnehmen, machten es den Geflüchteten auch nicht einfacher.

Mit viel Glück und gegen Mindestlohn durften sie die Arbeiten verrichten, für die man sich sonst hier zu schade war. Statt nach Fähigkeiten zu fragen, hat man sie „eingezäunt“. Diejenigen, die es trotz aller Hindernisse geschafft haben, herauszukommen, sind heute bestens integriert mit allen beruflichen Möglichkeiten. Und wir, besonders die Politiker, haben nichts daraus gelernt: Man baut wieder Zäune, noch einschränkender und unmenschlicher. Und wir jammern nach wie vor über fehlende Arbeitskräfte.

Geelke Braun, Walluf