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: Bedauern entfällt

Der vergangene Montag war der Tag vorm vergangenen Dienstag. Und am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass die ARD ihre Politmagazine („Panorama“, „Monitor“, „Kontraste“, „Report Mainz“, „Report München“ sowie „Fakt“) ab 2006 wohl endgültig um eine Viertelstunde auf einheitlich 30 Minuten kürzt.

Am Montagabend indes zeigte die ARD gerade eine vier Jahre alte Folge der ursprünglich für den Vorabend gedrehten, aber wegen der Vorabendprogrammreform damals nie ausgestrahlten Krimiserie „Der Fahnder“, als – gegen 21.06 Uhr – auf dem Fernsehbildschirm eine kleine Einblendung erschien. Sie war kurz, dauerte nicht lange und lautete: „FAKT entfällt.“ Kaum 30 Sekunden stand der Hinweis da, dann war er wieder weg.

Man muss das – als Zuschauer – nicht bedauern. Wer sich ohnehin schwer tut mit den ARD-Politmagazinen, ihrem gegenwärtigen Zustand oder sich jemals vorbehaltlos eine Folge „Fakt“ angesehen hat, wird die Einblendung zur Kenntnis genommen haben, irgendwie. Wer dennoch anschließend beim MDR in der „Fakt“-Redaktion nachfragt, erfährt, dass man dort immerhin sieben Stunden früher als der Zuschauer informiert worden war, dass die Sendung am Abend ersatzlos gestrichen werden würde. Und wie gesagt: Man muss das keineswegs bedauern.

Außerdem hatte die Regierung überraschend Neuwahlen in Aussicht gestellt. Und da versteht es sich für einen öffentlich-rechtlichen Sender wie von selbst, dass man nach der „Tagesschau“ noch einen „Brennpunkt“ einschiebt, dass die Politsensation in solchen Zeiten und an so ’nem Tag auch den Programmablauf verwirrt – und die Programmverantwortlichen der ARD dazu veranlasst, „Fakt“ am verzichtbarsten finden …

Zum Glück kam jedenfalls am nächsten Tag obige Nachricht an die Öffentlichkeit und gab zumindest denen, die davon nicht begeistert sind, erneut Gelegenheit, sich zu empören. So halten die Politmagazin-Chefs selbst die Sendezeitverkürzung für die „schlechteste Lösung“. Und für die (mit „Report“ & Co. verbandelten) Journalistenorganisation „netzwerk recherche“ ist die Entscheidung sogar „der empfindlichste Schlag gegen den kritischen Hintergrund-Journalismus in den vergangenen Jahrzehnten“. Oha!

Ansonsten hielt sich die Entgeisterung in Grenzen: Die Berliner Zeitung etwa fand, „den Makel einer Sendung zu beheben, indem man ihre Sendezeit kürzt“, sei schlechterdings „wenig erfolgversprechend“. Doch der Komplettwegfall von „Fakt“ am Montagabend war nirgends niemandem der Rede wert. Und hätte die ARD nicht nur auf „Fakt“, sondern auch auf den „Entfällt“-Hinweis verzichtet, womöglich hätt’ es überhaupt keiner gemerkt. CHRISTOPH SCHULTHEIS