Neue Studie von Finanzwende: Greenwashing kann Firmen schaden

Unternehmen geben sich gerne nachhaltig. Das stimmt oft nicht. Aber erst, wenn sich Behörden einschalten, leidet der Aktienkurs.

«Deutsche Bank - Greenwashing kills, raus aus Kohle, Öl und Gas!» steht auf einem Plakat, das Aktivisten aufgestellt haben

Greenwashing-Vorwürfe können auch finanzielle Folgen haben Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Berlin taz | Greenwashing schadet Banken und Vermögensverwaltern finanziell – das hat eine Studie des Vereins Finanzwende ergeben. In den Fällen, in denen sich Aufsichtsbehörden, zum Beispiel die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), einschalten, falle der Aktienkurs der Unternehmen. Wenn der Greenwashing-Vorwurf allerdings nur öffentlich gemacht und diskutiert wird, reagierten In­ves­to­r:in­nen nicht und der Aktienkurs bleibe konstant.

Die konkreten Zahlen aus der Untersuchung: Wenn sich Aufsichtsbehörden einschalten, sinke der Aktienkurs um durchschnittlich sechs Prozent. Wenn die Räume des Unternehmens durchsucht werden, könne der Kurs sogar um weitere fünf Prozent sinken.

Finanzwende beschreibt das Beispiel der Deutsche-Bank-Tochter DWS. Die Fondsgesellschaft hat ihre als nachhaltig deklarierten Vermögenswerte erheblich zu hoch ausgewiesen. Als eine interne Whistleblowerin das Fehlverhalten öffentlich machte, reagierten die Märkte kaum. Die US-Börsenaufsicht SEC sah sich den Fall jedoch genauer an, ab diesem Moment sank der Aktienkurs um bis zu 17 Prozent. Nach Durchsuchungen bei der DWS sank die Marktbewertung noch mal um zwölf Prozent.

Veröffentlichungen von Medien haben bei Greenwashing laut Finanzwende also kaum Einfluss auf die Aktienkurse. Das liege daran, dass die Aktienmärkte nicht damit rechnen, dass die Behörden Ermittlungen aufnehmen, schreiben die Au­to­r:in­nen der Studie. Bei Aufdeckung von Bilanzfälschungen hingegen würden Kapitalmärkte direkt auf die ersten Enthüllungen reagieren – nicht erst, wenn die Aufsicht einschreitet. Beim Vorwurf der Bilanzfälschung seien In­ves­to­r*in­nen also überzeugt davon, dass die Aufsicht sich der Vorwürfen annehmen wird.

BaFin will mehr kontrollieren

„Greenwashing mit Studien, journalistischen Recherchen oder als Whistleblower aufzudecken ist trotzdem richtig und wichtig, auch wenn manchmal nicht direkt eine Auswirkung zu sehen ist“, schreibt Finanzwende dazu.

Wie häufig die deutsche Finanzaufsicht BaFin Unternehmen überprüft, verrät sie nicht. Darüber gebe sie keine Auskunft, erklärte ein BaFin-Sprecher. Allerdings gibt die Behörde an, in Zukunft entschiedener gegen Greenwashing vorgehen zu wollen.

„Die BaFin wird die ESMA-Leitlinien zu Fondsnamen anwenden und berücksichtigt diese Vorgaben bereits jetzt für die Bearbeitung aller neuen Anträge“, sagte ein Sprecher der Behörde der taz. Diese Leitlinien enthalten Regeln für Fondsanbieter, die im Namen ihrer Produkte nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden, also zum Beispiel „Grün“, „Umwelt“ oder „sozial“.

Außerdem überwache die Finanzaufsicht, ob beaufsichtigte Institute ihre Offenlegungspflichten gemäß der EU-Offenlegungsverordnung erfüllen und führe zusätzlich zu dieser regulären Aufsicht jährliche Stichproben durch.

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