In Brandenburg wird das Blöken leiser

OSTERLÄMMER Fehlende Weideflächen und zu viel Bürokratie machen den Schäfern das Leben schwer

Wilfried Vogel hat wenig Zeit, sein Ränzel zu schnüren. Der Schäfer aus dem Oderbruch, der die traditionelle Hirtentasche trägt, kommt im Monat nur noch drei- bis viermal auf die Weide. „Im Herbst ist mehr Zeit zum Hüten“, sagt er. Andere Arbeiten rund um die Schafzucht nehmen ihn in Beschlag – Heu machen oder Anträge auf Agrarförderung schreiben. Jetzt blickt er, auf seinen Hütestab gestützt, in die Landschaft: Gerade lässt der 59-Jährige seine blökende Herde bei Frankfurt (Oder) weiden.

Vogel und seine Kollegen drücken die Sorgen: Bürokratie, Kosten, Wölfe. „Sich selbstständig zu machen, ist schwierig“, sagt Marc Mennle, der Manager des Schafzuchtverbands Berlin-Brandenburg. „Der Gewinn geht gegen null.“ Der Verein hat errechnet: Ein Schäfer macht fünf Euro Gewinn pro Mutterschaf im Jahr.

Mennle beklagt wachsende bürokratische Hürden, steigende Pacht für Flächen, fehlende Lobby. Anpflanzungen für Biogas nehmen Weideflächen in Beschlag. Dazu kämen jetzt die Wölfe. Zwar bekämen die Schäfer derzeit Schäden ersetzt, doch seien Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Hunde teuer, so Mennle.

Laut Tierzuchtreport ist die Zahl der Schafe und Schäfer in der Mark rückläufig. Im Herbst 2011 gab es 78.000 Schafe im Land und 403 Halter. Vor zehn Jahren waren es noch 149.000 Tiere und 540 Halter, so das Landesamt für Landwirtschaft.

Vogel versorgt rund 900 Tiere in drei Herden, dazu 80 Ziegen. „Tierproduktion bedeutet an jedem Tag im Jahr Arbeit. Da ist es schwer, junge Leute für den Beruf zu begeistern“, erklärt der Schäfermeister, der trotzdem einen Azubi hat. Und doch bringt der Beruf viel Freude: „Ich würde auch in meinem nächsten Leben Schäfer werden“, sagt der bärtige Mann und lächelt. DPA