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Wenn die Zukunft nicht hält, was sie versprochen hat

Schon das Setting klingt irgendwie vorgestrig: „Videoabend“. Vielleicht vermeiden auch deshalb alle das Wort und reden eher unverbindlich davon, sich „zusammen einen Film anzuschauen“. Der Zauber ist irgendwie verweht, seit das Zeug heute ununterbrochen durch zwei bis fünf pauschal bezahlte Streamingkanäle flimmert.

Allein: Unsere Filme sind nicht dabei. Zwei überhaupt nicht, der dritte kostet rund 15 Euro extra, die kei­ne:r bezahlen will. Vorgestern hätte man das Ding als gebrauchte DVD für 1,50 kaufen können, aber wer plant schon so weit in die Zukunft? Eben. Dann fällt einer ein: Sie hat den Film zu Hause, im Keller wegen „Player kaputt“, aber keine zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Wir anderen fragen derweil in der Nachbar-WG nach einem Abspielgerät. Das hiesige wurde nämlich auch längst abgeschafft.

Bremen-Walle

31.320 Ein­wohne­r*in­nen.

Traditionelles Ar­bei­te­r*in­nen­quar­tier in Bremen, heute auf dem besten Weg in die ­Gentrifizierung. DVD-Player gibt es laut Stichprobe in zwei von drei Wohnungen, das Wahr­zeichen des Viertels ist lustigerweise ein Fern­meldeturm.

Als Freundin und DVD zurück sind, will der Player sie nicht spielen. Der Regionalcode ist falsch. Mit ein bisschen Technikzauberei ist auch dieses Problem bald gelöst, und es gibt endlich bewegte Bilder auf dem Bildschirm: einen 20 Jahre alten Spot gegen Raubkopien, die die Filmindustrie zerstören würden. Als bekäme sie das nicht auch ganz allein hin. Jan-Paul Koopmann

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