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LESERINNENBRIEFE

Dem „Hartbleiben“ nachgeholfen

■ betr.: „SPD und Grüne bleiben bei Steuerabkommen hart“,taz vom 31. 3. 12

Vielleicht wurde ja dem „Hartbleiben“ der PolitikerInnen etwas nachgeholfen: In den Staatskanzleien der fünf möglichen „Umfaller-Länder“ liefen die Telefondrähte heiß, als hunderte Campact-Aktive dort anriefen und dafür plädierten, ihren Widerstand gegen das Abkommen aufrechtzuerhalten. Außerdem wurden die MinisterpräsidentInnen am Abend vor der Berliner Landesvertretung von Rheinland-Pfalz entsprechend von Campact-Aktiven mit Schildern und lauten Rufen „Jetzt nicht umfallen!“ empfangen.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Das Wasser-Wein-Prinzip

■ betr.: „Nicht in meinem Hinterhof“, taz vom 31. 3. 12

Wieder findet ein von den Lobbyisten bezahltes Argument, das überall in Leserbriefen, Blogbeiträgen und Pro-Flughafenausbau-Kreisen reichlich Verwendung findet, seinen Weg in die taz.

Warum beschäftigt ihr euch nicht mal mit dem Wasser-Wein-Prinzip? Das beschreibt Menschen, wie zum Beispiel den Fraport-Chef Schulte, die weit ab vom Fluglärm ruhig im Taunus wohnen, aber den Menschen im Frankfurter Süden abfordern, für die wirtschaftliche Entwicklung und das Gemeinwohl die Lasten des Flughafens zu tragen, die er selbst nicht zu tragen bereit ist. Also Wasser predigen und selbst Wein trinken.

Dieses Prinzip ist bei weiten Teilen der wirtschaftlichen- bzw. politischen Eliten verbreitet. Zum Beispiel: Hartz IV wird von Führungskräften befürwortet, die selber Millionen verdienen. Die Kürzung der Renten von denen, die selbst üppigste Altersversorgung auf Staatskosten erhalten. Anstand wird denen abverlangt, die an der Aldi-Kasse sitzen, während die Abgeordnetenbestechung noch immer straffrei ist. FRIEDHILDE SCHOLL, Frankfurt am Main

Umdenken und neue Wege gehen

■ betr.: „Benzin-Rekordpreis aktiviert Politiker“, taz vom 31. 3. 12

Um den Preis an Tankstellen erträglicher zu machen, sind intelligente Ideen gefragt. Wenn unsere Politik es zum Beispiel schaffen würde, den ÖPNV zu einer echten Alternative zum Auto zu machen, würde weniger Sprit verbraucht, und niemand müsste sich über den Spritpreis ärgern. Ganz nebenbei würde auch noch der Druck gesenkt, immer wahnsinnigere Ölbohrungen durchzuführen, die immer wieder in Umweltkatastrophen münden. Wir müssen einfach alle anfangen, umzudenken und neue Wege zu gehen.

STEFAN BLUEMER , Mülheim an der Ruhr

Radtour zu Ostern

■ betr.: „Benzin-Rekordpreis aktiviert Politiker“, taz vom 31. 3. 12

Dank Abwrackprämie und günstigen Zinsen sowie einem absurden Firmenwagen-Sponsoring bestimmen SUV, große Vans, Gelände- und Sportwagen das Straßenbild. Die Autofahrer haben aus der Krise von 2009 nichts gelernt, und statt sich sparsame Autos zu kaufen, hat man auf Premium gesetzt. Jetzt ist das Jammern groß und der Ruf nach der Politik auch. Doch auch die Politiker haben keinen Zauberspruch gegen die hohen Benzinpreise. Aber jeder kann selbst etwas tun. Wie wäre es zu Ostern mal mit einer Radtour statt der Ausfahrt mit dem Benzinvernichter? STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg

Nicht den Appetit verderben

■ betr.: „Bitter und süß“ von Till Ehrlich, taz vom 31. 3. 12

die idee, die entwicklung des genießens in deutschland in zehn-jahres-schritten revue passieren zu lassen, ist eigentlich prima. ich werde immer wieder an kulinarische neuentdeckungen in meinem eigenen lebenslauf erinnert, und es passt.

was mir aber bei der ganzen serie zunehmend sauer aufstößt, das ist das hohe ross, auf dem der autor durch die kulinarische geschichte trabt. es mag ja sein, dass ein ausgebuffter gourmet eine „insalata Caprese“ nur dann akzeptieren kann, wenn die tomaten am richtigen ort und im richtigen monat gereift sind, wenn die mozzarella wirklich aus von hand gemolkener wasserbüffelmilch hergestellt ist. aber deswegen muss der autor doch nicht so verachtungsvoll über das herziehen, was in deutschland als „insalata Caprese“ angeboten wird. entsprechendes gilt für sein verdikt über tiramisù: eine „weiche, bisslose konsistenz“ findet sich bei den allermeisten desserts, „zucker bis zur bewusstlosigkeit“ desgleichen. ich finde solchen unverhohlenen abscheu gegenüber verbreiteten formen italienischer köstlichkeiten unangebracht und geradezu hochnäsig. und wie ist das denn nun mit den trüffeln? bedauert der autor es vielleicht, dass das ancien régime unwiderruflich vorbei ist, weil sich heutzutage jeder, der sie bezahlen will, trüffel leisten kann? die schlussbemerkung setzt dem ganzen die krone auf: „Der ‚gute italienische Geschmack‘ ist längst verloren gegangen.“ jaja, mein opa hat auch immer gesagt: „früher war alles besser“.

Es ist wohl unvermeidlich, dass ursprünglich regionale spezialitäten vereinfacht und irgendwie verflacht werden, wenn sie eine größere verbreitung finden. trotzdem sind sie eine bereicherung unserer genussmöglichkeiten. die auserwählten, die genau wissen, wie die jeweiligen originale schmecken, dürfen sich ruhig glücklich schätzen, aber sie brauchen deswegen nicht den vielen anderen, die dazu keine möglichkeit haben oder hatten, den appetit zu verderben.

WINFRIED SCHUMACHER, Köln

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