Antisemitismus in Frankreich: Brandanschlag gegen Synagoge

Die Tat geschah am Samstag im südfranzösischen La Grande Motte. Die Behörden stufen sie als „vorsätzlich“ ein. Der RN meint, die Schuldigen zu kennen.

Polizeibeamte stehen in der Nähe einer Synagoge nach einer Explosion vor dem Gebäude

Nach der Explosion vor einer Synagoge im südfranzösischen La Grande-Motte hat die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen Foto: Pascal Guyot/dpa

PARIS taz | Die kommunale Video-Überwachung im bekannten touristischen Küstenort La Grande Motte bei Montpellier in Südfrankreich hat am frühen Samstag Vormittag ein Individuum gefilmt, das in unmittelbarer Nähe der Synagoge Beth Yacoov zwei geparkte Autos in Brand steckte. In einem der beiden Fahrzeuge war vermutlich eine Gasflasche deponiert, die dann beim Brand explodierte. Dabei wurde laut offiziellen Angaben ein Polizeibeamter verletzt, der nicht in Lebensgefahr schwebt. Nach dem Tatverdächtigen wird noch gesucht.

Die beiden Türen der Synagoge wurden von dem Feuer erheblich beschädigt. An insgesamt vier Stellen wurde der Brand gelegt. Die Behörden gehen von einem gezielten, „vorsätzlichen und kriminellen“ Anschlag aus. Da dieser gegen eine Synagoge gerichtet ist, werden antisemitische Motive vermutet. Mit der Untersuchung wurde deshalb die Antiterror-Staatsanwaltschaft beauftragt.

Der Innenminister der derzeitigen Interimsregierung in Frankreich, Gérald Darmanin, versicherte der schockierten jüdischen Gemeinschaft der Region Montpellier, er werde für einen verstärkten Schutz religiösr Einrichtungen sorgen, und im Auftrag von Staatspräsident Emmanuel Macron würden die Behörden alles daran setzen, den mutmaßlichen Täter dingfest zu machen. Im Verlauf des Tages betonte Staatspräsident Macron in einer Medienmitteilung: „Der ununterbrochene Kampf gegen den Antisemitismus ist eine Aufgabe der ganzen Nation.“

Der Vorsitzende des Repräsentativen Rats der Jüdischen Institutionen Frankreichs (CRIF), Yonathan Arfi sprach von einem „Versuch, Juden zu töten“. Er erachtet diesen Brandanschlag als dramatischen Höhepunkt einer Welle antisemitischer Aggressionen und Vorfälle. Laut offizieller Statistik hat im Kontext des 7. Oktobers 2023 und des Konflikts zwischen Israel und Palästina die Zahl registrierter antisemitischer Angriffe im Vergleich zum Vorjahr von 304 auf bereits 887 allein im ersten Halbjahr 2024 zugenommen.

Dieser Kontext erklärt auch, warum sich diverse politische Kreise zum Brand in La Grande Motte äußerten, noch bevor der Hergang und die Motive der Brandstiftung geklärt waren. Von links bis rechts bekundeten alle mit Empörung über den mutmaßlich antisemitischen Angriff ihre Solidarität mit der betroffenen jüdischen Gemeinschaft Frankreichs und betonten ihren Willen, im Namen der Glaubensfreiheit der laizistischen Republik den Antisemitismus entschlossen zu bekämpfen.

Die extreme Rechte machte darüber hinaus aber explizit die propalästinensische Linke für diese Zunahme des Antisemitismus verantwortlich. Der Bürgermeister von Perpignan und Vizepräsident des Rassemblement National Louis Aliot sagte: „In diesem Frankreich, wo die Pro-Hamas-Linke ohne Grenzen vorgeht, ist das RN der einzig mögliche republikanische Schutz.“ Die politische Polemik kennt keine Sommerpause.

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