Giftige Algen in Polen: Chemie gegen Fischtod

Nebenflüsse der Oder sind wieder von der Goldalge befallen. Die kann für Fische tödlich sein. Polen bekämpft den Befall jetzt mit Wasserstoffperoxid.

Wenn die giftige Goldalge sich in der Oder ausbreitet, droht – wie vor zwei Jahren – ein massives Fischsterben Foto: Patrick Pleul

BERLIN taz | In polnischen Nebenflüssen der Oder breiten sich erneut Goldalgen aus. Das polnische Klimaministerium meldete am Sonntag, dass zur Bekämpfung des Wachstums nun Wasserstoffperoxid eingesetzt wird. Denn bei der Blüte kann die Alge gefährliche Giftstoffe produzieren. Im Sommer 2022 hatten diese für ein massives Fischsterben gesorgt, Hunderte Tonnen toter Fische wurden damals in der Oder geborgen.

Eine erhöhte Konzentration der gefährlichen Algen wurden jetzt in den verbundenen Gewässern Gleiwitzer Kanal, im Fluss Klodnica und im Stausee Dierzno Duze bei Katovice festgestellt. Kanal und Fluss fließen in die Oder, in den befallenen Abschnitten und im Stausee wurden bereits mehr als 105 Tonnen toter Tiere gefunden.

Um die weitere Ausbreitung zu verhindern, wurde an der Einmündung des Kanals in den Fluss Wasserstoffperoxid eingeleitet. Der Algenbestand sei dadurch um über 90 Prozent verringert worden, berichtete das polnische Klimaministerium.

Die Hauptursache für das Wachstum der Goldalgen ist Salzwasser, das von der Bergbauindustrie in die Flüsse eingeleitet wird. Polen kündigte den Bau von großen Entsalzungsanlagen an, bislang ist aber kein entsprechendes Projekt gestartet. Bis zur Inbetriebnahme werden noch mehrere Jahre vergehen.

Maßnahmen gegen Symptome, nicht gegen Ursachen

Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie sieht den Einsatz von Wasserstoffperoxid grundsätzlich skeptisch, in diesem Fall könne damit aber kurzfristig Schlimmeres verhindert werden. „Solange die Ursachen für die Ausbreitung der Goldalgen bleiben, können wir nur die Symptome bekämpfen“, sagte der Fischökologe der taz am Montag.

Wasserstoffperoxid tötet neben den Goldalgen auch andere Wasserorganismen. Die Maßnahmen in Polen werden wissenschaftlich begleitet, um die Wirkung der Chemikalie in fließenden Gewässern zu untersuchen. An verschiedenen Stellen wird gemessen, wo der Stoff wirkt und wie lange er im Wasser nachweisbar bleibt.

Wis­sen­schaft­le­r*in­nen bestimmen außerdem regelmäßig die Leitfähigkeit des Wassers der Oder, um ihren Salzgehalt zu berechnen. Seit 2022 sei dabei keine Verbesserung festzustellen, sagte Wolter. Insgesamt seien die Umstände ähnlich wie beim massiven Fischsterben vor zwei Jahren. „Das oberste Gebot muss es sein, den Salzgehalt so schnell wie möglich zu senken“, so Wolter.

Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie sind die Mitgliedstaaten eigentlich dazu verpflichtet, bis 2027 alle Gewässer in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu bringen. Bislang erfüllt keiner der Staaten diese Anforderungen.

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