piwik no script img

Wenn die Kinder mal viel zu ruhig sind

Und, schon die neuen Nachbarn getroffen?“, fragt die ältere Dame von gegenüber. Ich wappne mich innerlich: Die neuen Nach­ba­r*in­nen stammen aus Syrien, das ist in unserer überwiegend biodeutschen Siedlung bisher eine Ausnahme. Da lässt sich ahnen, was nun kommt.

Ich setze also ein freundliches Lächeln auf und berichte, was ich schon weiß: Der Vater arbeitet, die Mutter spricht super Deutsch, die Kinder sind höflich … Jaja, das wisse sie alles, unterbricht die ältere Dame.

Sie beunruhigt etwas anderes: „Die sind so ruhig, man hört und sieht sie gar nicht!“ Nicht einmal die Fenster stünden offen. Das sei doch unnatürlich, mit drei kleinen Kindern. Ob sie nicht wüssten, dass sie auf dem Rasen zwischen den Häusern spielen dürften? Schließlich hätten früher immer Kinder auf den Grünflächen getobt, und es sei doch toll, wenn wieder Leben einkehre in die Siedlung.

Ich nicke und schäme mich, dass ich der älteren Dame Vorurteile unterstellt habe.

Rendsburg

30.500 Ein­wohner*innen.

Auch hier droht Überalterung. Weil landesweit Arbeitskräfte fehlen werden, sucht Schleswig-Holstein mit einem Welcome Center nach „internationalen Talenten“ und bietet Geflüchteten aus Asylverfahren einen „Spurwechsel“ in den Arbeitsmarkt.

Jetzt muss ich nur noch schauen, dass ich die syrische Nachbarin mal auf ein Schwätzchen erwische und ihr die Bitten um mehr Krach schonend beibringe. Esther Geißlinger

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen