zweites taz panter forum
: Zauber und Zweifel in Chemnitz

Vor zwölf Jahren schrieb die taz einmal, Chemnitz würde nicht viel mehr als Depression und graue Wolken, Beton und Schwermetall anziehen. Der Text stand zwar auf unserer Satireseite, aber so ganz satirisch war er wohl nicht gemeint. Gut, dass die taz jetzt endlich ein Event dort veranstaltete! Denn die Stadt ist alles andere als grau und trist.

Zehn Stunden lang bespielten wir am 24. August das Kunst- und Kulturzentrum Weltecho in Chemnitz – eine bunte und gemütliche Oase der Zivilgesellschaft in Chemnitz. Unsere Gastgeber waren äußerst zuvorkommend – übrigens seit 1991 in Chemnitz aktiv – und unsere Gäste eine enorme Bereicherung.

Wer Engagierten wie Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen zuhört, Zeran Osman vom Verein ASA FF oder dem jüdischen Gastwirt Uwe Dziuballa, der erfährt, wie sehr sich das Klima für Aktive der demokratischen Zivilgesellschaft bereits verändert hat. „Wir hatten den Rechtsruck in Sachsen schon vor fünf Jahren. Da gewann die AfD fast 18 Prozentpunkte dazu und kam auf 27 Prozent“, erinnert die Linken-Politikerin Jule Nagel.

Für die Gäste beim zweiten taz Panter Forum sind die Rechten eine berechenbare Gefahr. Unberechenbarer und zum Teil nicht weniger rassistisch gestaltet sich das Bündnis Sahra Wagenknecht, dessen Personal zum Teil noch gänzlich unerfahren ist, demnächst aber sehr viel Gestaltungsmacht haben könnte. Eine Schreckensvorstellung, wie in Chemnitz zu hören war.

Eindrücke vom letzten taz Panter Forum in Chemnitz am 24. August und was Sie beim nächsten taz Panter Forum im brandenburgischen Cottbus am 7. September erwarten können, haben wir hier versammelt: taz.de/panterforen

Junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren schildern ihre kritische und konstruktive Sicht auf die Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandburg in drei taz Sonderbeilagen. Die ersten Texte des Thüringer Dossiers und der Sachsen Beilage zaubern hier: taz.de/ostjugend

Zur Panter Preis Verleihung legte sich dann der Panter Preis Zauber über den Abend. Vier Gruppen waren nominiert – die Brassband Banda Communale, die Demo-Pizzabande Calzone Rivoluzione, die Omas gegen Rechts aus Döbeln und das Empowerment-Projekt SISTERS*. Die Laudatio ging an alle vier Projekte, eine Laudatio an das Engagement der Zivilgesellschaft. Den mit 5.000 Euro dotierten Panter gewonnen haben am Ende die Pizzabande Calzone Rivoluzione. Mit vollem Magen lässt es sich kraftvoller kämpfen. Katrin Gottschalk