Landessportbund will kein Klüngelclub sein

Streit um üppige Versorgung von Ex-CDU-Mitarbeiter beim Landessportbund Nordrhein-Westfalen. Dachorganisation wehrt sich nach Krisensitzung des Präsidiums gegen Vorwürfe: „Gezielte Indiskretion und populistische Bewertung“

DÜSSELDORF taz ■ Der Landessportbund (LSB) in NRW verteidigt seine Rentenpolitik. Am Mittwoch beschäftigte sich die Dachorganisation des NRW-Sports mit Presseberichten über die üppige Versorgung eines LSB-Mitarbeiters. Nach stundenlangen Krisensitzungen teilte der Verband mit: „Das Präsidium bedauert, dass Person und Arbeit des Hauptgeschäftsführers durch diese gezielte Indiskretion und populistische Bewertung in Misskredit geraten sind.“

Zwei Tage vor der NRW-Landtagswahl am vergangenen Sonntag hatte die NRZ über den reichen LSB berichtet. Der Landessportbund nutze seine Einnahmen, um die Altersversorgung hauptamtlicher Funktionäre aufzubessern. Demnach beabsichtige der LSB, als zusätzliches Altersruhegeld für seinen Hauptgeschäftsführer Walter Probst 470.000 Euro auf einem Festgeldkonto zu deponieren (taz berichtete). Das Geld solle dem 61-Jährigen früheren Mitarbeiter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion nach Erreichen des Rentenalters in monatlichen Raten bis zu seinem 77. Lebensjahr ausgezahlt werden.

Der LSB stellt den Fall Probst so dar: „Um eine qualifizierte Person für diese Position zu gewinnen und die Möglichkeit der Bewerbung auch für Beamte beziehungsweise Personen mit beamtenähnlichem Status interessant zu gestalten, wurde neben den normalen Rentenbezügen und den im öffentlichen Dienst für Angestellte üblichen Rentenbezügen aus der Zusatzversorgungskasse ein Ausgleich in Höhe der sonst zustehenden Beamtenversorgung in Aussicht gestellt.“ Eine derartige Regelung habe bereits für die Vorgänger im Amt gegolten. Dies entspreche „der Praxis vieler vergleichbarer Organisationen“. Die veröffentlichte Summe sei außerdem „lediglich das Ergebnis der ursprünglichen versicherungsmathematischen Berechnung“. Die Rückstellungen für die Altersvorsorge würden zudem nicht aus öffentlichen Mitteln bedient. Das LSB-Präsidium „würdigt ausdrücklich das Engagement von Walter Probst und spricht ihm sein volles Vertrauen aus“.

Noch-Sportminister Michael Vesper (Grüne) hatte am vergangenen Wochenende mit Unverständnis auf die bekannt gewordene Pensionsregelung reagiert. „Ich bin nach der Lektüre des Artikels schockiert. Die Sportpolitik des Landes lebt von der Glaubwürdigkeit“, sagte Vesper. Dazu gehöre auch die korrekte Verwendungen von Mitteln aus Wettumsätzen, die durch Entscheidungen des Landes dem organisierten Sport zur Verfügung gestellt würden. „Dies muss sichergestellt werden. Sollten die Vorwürfe so zutreffen, müssen Konsequenzen gezogen werden“, so Vesper. Über das weitere Vorgehen im Umgang mit dem LSB wird nicht mehr der grüne Multiminister, sondern die neue schwarz-gelbe Landesregierung zu entscheiden haben.

Aus zweckgebundenen Zuschüssen des Landes (knapp 10 Milliarden Euro) und Mitgliedsbeiträgen finanziert sich der LSB. Weitere 30 Millionen Euro kommen aus Konzessionsabgaben der in NRW betriebenen Wetten. Der Landesrechnungshof hat keine Kontrolle über die Verteilung der Mittel. M. TEIGELER