Vormarsch auf Gebiet Kursk: Alarmstufe Rot im Grenzgebiet

Die Lage im russischen Gebiet Kursk ist nach wie vor unklar und unübersichtlich. Auch in Belgorod wurde der Ausnahmezustand verhängt.

Vor der Evakuierung: Frauen in der Region Belgorod Foto: reuters

BERLIN taz | Alarmstufe Rot: In dem russischen Gebiet Belgorod, das an die Ukraine grenzt, ist am Donnerstag der föderale Ausnahmezustand verhängt worden. Die Lage in der Region bleibe komplex und angespannt, sagte der Minister für Katastrophenschutz, Alexandr Kurenkow. Infolge der Terroranschläge der ukrainischen Streitkräfte in der Region Belgorod seien Wohngebäude und Infrastruktur beschädigt, sowie Bür­ge­r*in­nen getötet und verletzt worden.

„Das Ausmaß des Geschehens erlaubt es der Region nicht, die Folgen der aktuellen Notsituation selbstständig zu beseitigen.“ In dem Gebiet Kursk – hier gilt ebenfalls der föderale Ausnahmezustand – wurden weitere Evakuierungen angeordnet. Betroffen ist der gesamte Bezirk Gluschkowski. Er liegt zehn Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, hier leben rund 20.000 Menschen. Der Gouverneur des Gebietes Kursk, Alexei Smirnow, bat die Be­woh­ne­r*in­nen um Verständnis für die gegenwärtige Situation und rief sie dazu auf, den Empfehlungen der Sicherheitskräfte und lokalen Behörden Folge zu leisten.

Bereits am Mittwoch waren aus mehreren Bezirken des Gebietes Kursk mehr als 8.000 Menschen evakuiert und in elf andere Gebiete gebracht worden – darunter auch in das zu Teilen von russischen Truppen völkerrechtswidrig besetzte Gebiet Saporischscha. In der Nacht zum 6. August waren ukrainische Truppen überraschend auf russisches Territorium, in das Gebiet Kursk, vorgedrungen. Unterschiedlichen Angaben zufolge, wie auf dem russischsprachigen Webportal insider.ru, scheinen sie ihre Kampfhandlungen auszuweiten.

Unklar hingegen blieb die Lage in der russischen Grenzstadt Sudscha. Während es aus ukrainischen Quellen hieß, der Ort sei vollständig unter der Kontrolle ukrainischer Truppen, zitiert insider.ru einen russischen Oberst namens Alexei Kondratjew. Ihm zufolge hielten sich sowohl ukrainische als auch russische Soldaten in Sudscha auf, wobei letztere den Ort immer noch kontrollierten.

Weitere russische Kriegsgefangene

Offensichtlich machen die ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Kursk weitere russische Kriegsgefangene. So sollen am Mittwoch auf einen Schlag 102 russische Soldaten in Gefangenschaft geraten sein. Laut des Menschenrechtskommissars des ukrainischen Parlaments, Dmitri Lubinez, den die Financial Times zitiert, habe die russische Seite Verhandlungen aufgenommen. Aus Moskau gab es dazu bislang keine offizielle Stellungnahme.

Unterdessen gehen Spekulationen und Gedankenspiele über die Ziele sowie einen möglichen Ausgang der ukrainischen Offensive weiter. Dieser Schachzug Kyjiws berge auch ernsthafte Risiken, heißt es in einem Beitrag des britischen Economist. Die Ukraine hoffe zweifellos, dass ihr Vormarsch auf Kursk zu einem Rückzug russischer Truppen aus dem Donbass führe, was den Druck auf die eingekesselten ukrainischen Verteidiger verringern werde. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass Russland bedeutende Kräfte von der Front abgezogen hat.

Zu dieser Einschätzung passen auch jüngste Meldungen aus dem ostukrainischen ­Gebiet Donezk. So sollen russische Truppen Moskauer Angaben zufolge das Dorf Iwaniwka sowie weitere Dörfer eingenommen haben. Das US-Magazin Politico zitiert einen ukrainischen Soldaten, der in der Nähe des Ortes Pokrowsk stationiert ist, mit den Worten. „Ich würde sagen, dass sich die Situation an unserem Abschnitt der Front verschlechtert hat. Wir bekommen noch weniger Munition als zuvor, und die Russen machen Druck.“

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