Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie rechtsextremer Rap im Wald klingt

Die Rap-Crew „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) bestehend aus den Rappern Proto und Kavalier haben am vergangenen Samstag im niedersächsischen Bad Bevensen ihre Tournee unter dem Motto „Abschiebehauptmeisterparty“ fortgesetzt. Auf dem Album mit dem gleichnamigen Titel rappen sie Zeilen wie diese: „Reih dich ein (…) wir sind stolz, wir sind deutsch, wir sind frei, wir sind white boys (…)“ oder „Von Bautzen bis nach Österreich, hier scheißt man auf dein Döner-Fleisch. (…) ja wir wehren uns fanatisch unsere Herkunft ist germanisch (…) Deutschland wird zum Boxring, Männer im Kampf wird zum Whiteboysummer, wir verändern das Land.“

Eigentlich sollten sie woanders auftreten. Via Telegramm hatte NDS das Konzert in Salzwedel in Sachsen-Anhalt angekündigt. Der Aufruf: Erst gegen den Christopher-Street-Day in Magdeburg demonstrieren und dann zum NDS-Konzert kommen. Kaufte man ein Ticket, bekam man aber einen anderen Ort genannt: das Schützenhaus im niedersächsischen Oetzen. Dort finden regelmäßig Partys statt und eine Person aus der Region soll die Räume für das NDS-Konzert gemietet haben. Nachdem die Antifa Lüneburg den Schützenverein darüber informierte, an wen sie da vermietet haben, erklärte ein Mitglied der Vorstandes den Mietvertrag für ungültig und die Crew der rechtsextremen Rapper packte ihre Technik zusammen und zog weiter – nach Bad Bevensen.

Dort fand das Konzert auf dem Parkplatz eines ehemaligen Krankenhauses im Wald statt, „L’amour toujours“ durfte auf der Playlist nicht fehlen. Der Hit des italienischen Musikproduzentes Gigi D’Agostino wird schon eine Weile rassistisch umgedeutet und das „Ausländer raus“-Gegröle ließ nicht lange auf sich warten.

Foto: Jungsfoto: dpa

Andreas Speitarbeitet als freier Jour­nalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Ein kommerzieller Erfolg war der Abend ­allerdings nicht. Nur knapp 30 Personen kamen und als die Polizei nach 22 Uhr anrückte, war die Party schon im Begriff zu enden. Die Polizei kontrollierte dann noch alle Anwesenden und ihre Fahrzeuge wegen einer „kommerziellen und nicht angemeldeten rechtspopulistischen Musikveranstaltung im öffentlichen Raum“.

Das Musiknetzwerk NDS gründeten 2019 Cristoph Zloch alias Cris Ares und Kai Naggert alias Proto/Prototyp. Naggert kam von der Identitären Bewegung, aus der früh mit Hip-Hop-Botschaften gegen den „großen Austausch“ und für den „Kampf um Europa“ performt wurde, er gilt als Kopf von NDS-Records. Ares zog sich zurück, nachdem er vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurde. NDS ist zudem eng mit der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ verbunden.

Das „Ausländer raus“-Gegröle ließ nicht lange auf sich warten

Wie sehr Naggert sich radikalisiert hat, beweist auch sein Album „Weiss Männlich Kampfbereit“, das er als Proto veröffentlicht hat. Er rappt: „Damals wie heute, Europa erwache. Für Heimat und Volk griff dein Opa zur Waffe“. Mit dieser Art von Sound mobilisiert NDS die junge rechte Szene. Und Abende wie der in Bad Bevensen und die aus Sicht der Szene gelungene Verlagerung des Konzerts dürfte sowohl der Crew als auch den Fans ein Gefühl von „Wir haben uns durchgesetzt, wir stehen zusammen“ gegeben haben.