House of Color in Kreuzberg: Hier dürfen auch Deutsche lachen

Das „Hoco“ will einen Raum für People of Color und andere unterrepräsentierte Künst­le­r:in­nen schaffen. Doch die Zukunft des Ortes ist ungewiss.

Ein Raum des Austauschs – The House of Color Foto: Lukasz Wolejko-Wolejszo

Die Tür des House of Color steht offen, und ein langer Gang führt auf den gepflasterten Innenhof. Drinnen durchzieht der Duft von Räucherstäbchen die Luft. Be­su­che­r:in­nen ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie den Raum betreten, in dem bereits die Musik des DJs erklingt. Abstrakte ­Aquarellbilder säumen die Wände und auf den bunten Teppichen hocken Menschen unterschiedlichster Herkunft.

Der Raum füllt sich langsam, als der ­afroamerikanische Comedian Tyrone Stallone die selbstgebaute Bühne betritt und die Menge auf Englisch begrüßt: „Germans, you’re allowed to ­express yourself and laugh“, ruft er mit einem breiten Grinsen ins Mikrofon.

Seit April wird der Kreuzberger Hinterhof von einer neuen Initiative genutzt: dem House of Color (Hoco). Gegründet von Ben Olayinka und seinen Mit­strei­te­r:in­nen bietet sie im ersten Stock in den Peters-Höfen an der Gneisenaustraße in Kreuzberg einen Raum für People of Color (PoC) und andere unterrepräsentierte Künstler:innen. Olayinka möchte damit einen sicheren Raum „für Kreativität und Gemeinschaft“ schaffen, wie er sagt.

„Vor allem für People of Color ist es schwierig, unterstützende Räume zu finden, die ihnen eine einfache Möglichkeit bieten, Veranstaltungen durchzuführen.“ Der Eintritt zu den Veranstaltungen erfolgt auf Spendenbasis, was es auch Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln ermöglicht, teilzunehmen.

Fragile Finanzierung

Die vergangenen fünf Monate diente der Raum als Pop-up-Location und als Testlauf für ein Konzept, das in Zukunft dauerhaft in Berlin etabliert werden soll. Wenn auch nicht an diesem Ort. Denn in den Räumlichkeiten bleiben können sie nur noch bis Ende August. Die Initiative plant, das Projekt danach als mobiles Konzept ohne festen Ort weiterzuführen.

Nicht nur der Verlust der Räumlichkeiten stellt das Hoco vor Herausforderungen. Die Finanzierung der Initia­tive sei fragil, insbesondere nach einem Einbruch vor wenigen Wochen, bei dem Equipment im Wert von 10.000 Euro gestohlen wurde. Auch bleibt abzuwarten, ob das Konzept eines auf Spendenbasis funktionierenden Kulturraums in einer Stadt wie Berlin langfristig tragfähig ist.

Tarik Floyd, ein Schwarzer US-amerikanischer Künstler, organisiert im Hoco Veranstaltungen wie Comedy-Abende und Yoga-Sitzungen. „Dass das Hoco überhaupt existiert, bedeutet etwas“, sagt er. „Es zeigt, dass es auch Räume gibt, die uns feiern und respektieren, im Gegensatz zu den negativen Erfahrungen, die viele von uns in anderen Teilen Deutschlands gemacht haben.“

Die Veranstaltungen im Hoco zeichnen sich laut Floyd durch ihre Vielfalt aus. An dem Comedy-Abend treten unter anderem Künst­le­r:in­nen aus den USA, Jordanien und Tansania auf. Auch das Publikum ist vielfältig: Von Ein­wan­de­r:in­nen aus den USA und afrikanischen oder arabischen Ländern bis hin zu Ukrai­ne­r:in­nen und Ur-Berliner:innen sind zahlreiche Kulturen vertreten.

„I’m here for representation“, ruft Iman Khalouf, als sie die Bühne betritt – und erntet sofort Lacher, denn an diesem Abend ist sie die einzige Frau im Comedy-Programm. Die aus Jordanien stammende Comedian scheint sich trotzdem heimisch zu fühlen: „Jordanians are not funny – we are like the Germans of the Arabs!“ Spätestens als Stallone erklärt, er habe ja immer gedacht, AfD stehe für „Afrikaner für Deutschland“, lacht auch die letzte Reihe.

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