US-Präsidentschaftswahlkampf 2024: Trump wichtiger als eigene Familie

Der parteilose Robert F. Kennedy Jr. zieht seine Kandidatur zurück und unterstützt jetzt offiziell Donald Trump. Seine Familie sieht das als Verrat.

Politischer Opportunist? Robert F. Kennedy Jr. erhofft sich womöglich einen Posten in Trumps Regierung, falls dieser gewinnt Foto: Stefan Jeremiah

WASHINGTON taz | Der parteilose US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. hat seinen Wahlkampf am Freitag offiziell ausgesetzt und dem Republikaner Donald Trump seine Unterstützung zugesichert. Der Neffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy erklärte, dass er keinen Weg mehr sehe, die Wahl zu gewinnen. „In meinem Herzen glaube ich nicht mehr, dass ich einen realistischen Weg zum Wahlsieg habe. Ich kann meine Mitarbeiter und Freiwilligen nicht guten Gewissens bitten, weiterhin so viele Überstunden zu machen, oder meine Geber bitten, weiter zu spenden, wenn ich ihnen nicht ehrlich sagen kann, dass ich einen echten Weg ins Weiße Haus habe“, sagte der 70-Jährige während einer Pressekonferenz in Arizona.

Kennedy Jr. ist Teil der berühmten Kennedy-Familie, die im vergangenen Jahrhundert das politische Geschehen in den USA massiv beeinflusst und eine tragische Geschichte hinter sich hat. So ist Kennedy Jr. Neffe des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy. Und auch sein Vater, Robert F. Kennedy, wurde im Jahr 1968 nach einem Wahlkampfauftritt erschossen. Er war unter anderem Senator von New York sowie US-Justizminister. Sein Onkel Ted Kennedy vertrat den US-Bundesstaat Massachusetts für 47 Jahre als Senator im US-Kongress. Die Vorstellung, dass ein Mitglied der demokratischen Kennedy-Familie im Wahlkampf Ex-Präsident Trump unterstützen würde, galt bis vor Kurzem noch als unvorstellbar.

Mit seiner öffentlichen Kritik an Impfstoffen, die er unter anderem für Autismus verantwortlich macht, und seinem Misstrauen gegenüber der US-Regierung hat Robert F. Kennedy Jr. im rechten Lager der Republikaner jedoch einige Anhänger gefunden. Und seine Neigung zu Verschwörungstheorien deckt sich mit der von Trump. Als Grund für seine Unterstützung des Ex-Präsidenten nannte er drei Gründe: freie Meinungsäußerung, der Krieg in der Ukraine und das, was er als „Krieg gegen Amerikas Kinder“ bezeichnet. Er behauptet, dass verarbeitete Lebensmittel, Chemikalien und Fettleibigkeit die Gesundheit der Kinder in den USA zerstören würden.

„Mein Beitritt zur Trump-Kampagne wird für meine Frau und meine Kinder ein schweres Opfer sein, aber es lohnt sich, wenn auch nur die kleine Chance besteht, diese Kinder zu retten“, kommentierte er seine Entscheidung. Und er sollte Recht behalten. Nur kurz nachdem er Trump seine offizielle Unterstützung ausgesprochen hatte, meldeten sich seine Familienmitglieder zu Wort und bezeichneten die Zusammenarbeit als einen „Verrat“. Seine Schwester, Kerry Kennedy, sowie vier weitere Familienmitglieder erklärten in einer Stellungnahme, dass die Unterstützung von Trump „ein Verrat an den Werten sei, die unserem Vater und unserer Familie am wichtigsten sind“, und „ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte“.

Positive Nachricht für Trump

Sein berühmter Nachname verhalf Kennedy Jr. zwischenzeitlich zu Umfragewerten von bis zu über 10 Prozent. Doch seine Kampagne, die unter anderem seine Opposition zur US-Beteiligung an den Kriegen in der Ukraine und Gaza zum Ausdruck brachte, ist spätestens seit Präsident Joe Bidens Entscheidung, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, ins Stocken geraten.

Kennedy Jr. erhofft sich womöglich, dass er bei einem Wahlsieg des Republikaners eine Position in dessen Regierung ergattern könnte. Nach Wochen der Euphorie rund um Vizepräsidentin Kamala Harris ist es für Trump eine positive Nachricht. Ob die Anhänger von Kennedy Jr. den Wahlausgang tatsächlich beeinflussen können, bleibt abzuwarten.

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