brandenburg vor der landtagswahl
: Geld ersetzt nicht gleich Liebe

Wer aus dem Westen stammt und den Osten sich vorstellen soll, sagt oft: undankbar, renitent und eng. Gerade die Leute in der Lausitz kennen diese Zuschreibungen. Wissen nichts von Klimatransformation und mochten auch die „Ende Gelände“-Demonstrierenden nicht, die vor einigen Jahren, aus aller Welt angereist, in den Welten der ausgegrabenen Braunkohlelandschaften tollten.

Sehr zum Ärger einiger Lausitzerinnen auf Fahrradtour, wie wir auf einer taz-Veranstaltung vor sieben Jahren in der Kirche von Schleife erfuhren, die die Klimaschützer wenigstens mal gern gesprochen hätten – aber diese trugen nur Masken, wollten sie nicht absetzen und sprachen außerdem kein Deutsch.

Jetzt ist die Lausitz in Transformation, viele Milliarden aus Brüssel und Berlin fließen in diese Gegend, jetzt müssen nur noch Investoren her, die in dieser Gegend ihre Firmensitze ansiedeln wollen. Immerhin: In Cottbus, gut sichtbar, wenn man dort in den Bahnhof einfährt, entsteht ein ICE-Ausbesserungswerk. Das bedeutet: Jobs, und zwar facharbeiterisch bezahlte, keine nur mit Mindestlöhnen.

So wird die Hauptstadt der brandenburgischen Lausitz zum immer schöneren Quartier. Und wenn jetzt noch viele, denen es in Berlin zu teuer und zu laut geworden ist, hierhin zögen – und das wünschen sich alle, die wir sprechen konnten! –, dann wäre es um die Zukunft dieser durch viel zu viel Braunkohleaushub geschundene Landschaft mit ihren Menschen nicht schlecht bestellt.

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Jan Feddersen, Jahrgang 1957, ist Redakteur für besondere Aufgaben und Kurator des taz lab und taz Talk sowie der taz Panter Foren.

Das Subventionsgeld aus den Schaltzentralen des Politischen nützt aber nichts, wenn weiterhin nur davon die Rede ist, dort, am Rande Polens und ganz weit weg vom coolen Berlin oder ebenso attraktiven Leipzig, sei es ärmlich und eng. Alles Quatsch. In Cottbus gibt es feine Netze des Alternativkulturellen – man muss es nur entdecken wollen. Jan Feddersen