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: „Sie lädt dazu ein, den Zufall als eine Chance zu verstehen“

In Hamburg werden zwei Theater-Filme der britischen Künstlerin Tacita Dean gezeigt

Interview Wilfried Hippen

taz: Frau Diserens, im Zusammenhang mit dem Kampnagel-Sommerfestival zeigen Sie zwei Filme von Tacita Dean. Was ist das Besondere an dieser britischen Künstlerin?

Corinne Diserens: Tacita Dean arbeitet mit Film, Fotografie, Zeichnungen und Collagen. Ihre Arbeit zeichnet die Aufmerksamkeit aus, die sie der Zeit widmet. Sie lädt dazu ein, den Zufall als eine Chance zu verstehen – mit der Unsicherheit als Preis. Mit Zeichenstiften, Silber-Fotografie und analogem Film lässt sie uns die Körperlichkeit ihrer Arbeiten erfahren und sie spielt dabei mit den Maßstäben – zwischen dem Monumentalen und dem Winzigen, dem Ewigen und dem Vergänglichen.

Corinne Diserens

Kunsthistorikerin, leitet seit 2023 die Sammlung „Arbeiten auf Papier/Fotografie ab 1960 und Medien“ an der Hamburger Kunsthalle.

taz: In „Event for a Stage“ dokumentiert Dean Bühnenshows von Stephen Dillanne, in „Craneway Event“ Proben von Merce Cunninghams Tanzkompagnie. Was unterscheidet diese Arbeiten von anderen Theater- und Tanzdokumentationen?

Diserens: Tacita Dean ist vor allem für die kontemplativen Stimmungen in ihren Filmen bekannt geworden, die oft in einer langen ungeschnittenen Einstellung gedreht wurden. Ihr Oeuvre ist auch hierbei eine Hommage an die Langsamkeit, das choreografierte Fließen der Zeit.

16mm-Doublefeature Tacita Dean: „Craneway Event“ (2009) und „Event for a stage“ (2015), 24. 8., 19 Uhr, Metropolis, Ham­burg, mit der Künstlerin

taz: Welche anderen Arbeiten von Tacita Dean zeigen Sie in Hamburg?

Diserens: In der Ausstellung „untraquil now“ der Hamburger Kunsthalle ist ihre mit einem Farbstift bearbeitete Fotografie „Sakura“ zu sehen, die sie speziell für diese Ausstellung produziert hat. Sie hat dafür japanische Kirschbäume fotografiert, deren Blüten ein Symbol der Vergänglichkeit und der zyklischen Wiedergeburt des Lebens sind. Indem sie diese Bilder mit einem Stift retuschiert hat, betont sie deren Würde und Verletzlichkeit. Sie selber sagt dazu: „Alles, was mich anzieht ist im Begriff zu verschwinden.“