… DER PAZIFISMUS?
: Schwächeln

Kleine Zeichen haben ja nicht selten die größte Wirkung. Also wurden für den gestrigen Internationalen Tag zur Aufklärung über Minengefahr vorm Brandenburger Tor die Hosenbeine hochgekrempelt. „Zeig dein Bein für Minenopfer“, so die Soli-Aktion für munitionsversehrte Opfer, bei der auch der Menschenrechtsbeauftragte des Bundes, Markus Löning (FDP), und Schauspielerin Ulrike Folkerts mitkrempelten. Allerdings: Nicht alle taten dies nur aus altruistischen Motiven.

Mit einer Aufwandsentschädigung nämlich lockten vorab die Veranstalter, die entwicklungspolitische Organisation Sodi und Handicap International. 20 Euro sollte es geben für Helfer, die „ein Banner (5 m x 0,75 m), das an 2 Meter hohen Holzpfählen befestigt ist, drei Stunden lang stabilisieren und bei Bedarf länger nach oben halten“.

Kleine Zeichen, große Fragen: Denn wie steht es um den Pazifismus, wenn für eine solche Aktion bezahlt werden muss? Gehört die gute alte Friedensbewegung nun endgültig der Vergangenheit an? Wo sind nur all die Protestwütigen, die sich für eine bessere Welt in die Kälte stellen und sich nass regnen lassen, weil sie an die Sache glauben?

Protestorganisatorin und Sodi-Sprecherin Marion Gnanko zeigt sich ratlos: „Es mag den Osterferien geschuldet sein.“ Dann räumt sie ein, dass „generell eine Tendenz zu beobachten ist, sich solchen Themen nicht mehr aktiv zu widmen“. Dabei seien solche Aktionen bestens geeignet, sich wieder zu motivieren und zu zeigen, was Zivilcourage zustande bringen könne.

In ihrem Fall sei die Sache aber weniger dramatisch, beruhigt Gnanko: Schließlich gehe es nur um drei Bannerträger. Die anderen Hosenkrempler – rund ein Dutzend Aktivisten und etwa 100 Passanten – seien freiwillig vor dem Brandenburger Tor erschienen. Das klang auch schon mal nach mehr. So oder so, fürs nächste Jahr gilt: freiwillige Bannerträger vor! AMO Foto: xyz