Nick Reimer über Hitze, Brände und Klimawandel
: Zu wenig, zu spät

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Waldbrände in Griechenland sind nicht der Klimawandel. Starker Wind facht die Flammen immer wieder an, was die Arbeit der Feuerwehr erschwert. Auch dass aktuell das Trinkwasser auf den Urlaubsinseln in der Ägäis knapp ist, hat zunächst nichts mit dem Klimawandel zu tun: Es gibt einfach sehr viele Touristen, und die machen sich selten Gedanken über das Wasser. Aber spätestens beim Blick nach Sizilien kommt der Klimawandel ins Spiel: Er wird die Mittelmeerregion heißer und trockener machen, und zwar so, dass sich beispielsweise Wüsten auf Sizilien ausbreiten.

Was Klimamodelle vor Jahrzehnten prognostizierten, ist mittlerweile nachmessbar: Der letzte Winter in Griechenland war der wärmste aller Zeiten, auf Sizilien gab es nur noch 10 Prozent so viel Niederschlag wie vor dem Klimawandel, der 24. Juli 2024 war der heißeste Tag, der jemals weltweit gemessen wurde. Nie waren die Ozeane wärmer, nie die Gletscherschmelzrate größer, nie die Meereisbedeckung kleiner als in den letzten beiden Jahren.

Und offensichtlich sterben in Deutschland doppelt so viele Menschen an der Hitze, als von hiesigen Behörden ermittelt wird. Das zumindest legt eine Studie aus Spanien nahe. Unstrittig ist, dass die hitzebedingte Mortalität weiter steigen wird: Hamburg wird nach den Modellen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein Klima bekommen, wie es heute in Pamplona vorherrscht. In München wird es so werden wie heute in Mailand. Mit dem kleinen Unterschied, dass die südeuropäischen Städte mit jener Hitzeerfahrung gebaut wurden, die uns Mitteleuropäern fehlt.

Stoppen lässt sich diese Entwicklung nicht mehr, allenfalls abbremsen – wenn es weltweit Klimaschutz gibt. Deshalb müssten wir jetzt anfangen, unsere Städte auf die Hitze vorzubereiten. Mehr „Blau“, mehr „Grün“ – Wasserflächen und Bäume verdunsten viel, weshalb sie die Umgebung kühlen. Allerdings fordert die FDP mehr „Grau“: nämlich mehr Parkplätze.

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