kritisch gesehen: dreimal hintereinander geknüppel im bremer lagerhaus
: Death-Metal voller Lebensfreude

Letzten Samstag wurde auf dem Wacken-Festival weiter an der Verwandlung von Heavy Metal in etwas Volksfestartiges gearbeitet, inzwischen mit einem maximal unsympathischen Rieseninvestor im Rücken. Zeitgleich erinnerte ein Konzert im Bremer Lagerhaus daran, wie grimmig und übersteuert das Genre sein kann.

Dreimal Geknüppel hintereinanderweg, und es hilft, wenn die Musik von Band zu Band brachialer wird, weil der Verlauf des Abends dann mit dem Bierpegelstand in der Halle sich quasi parallelisiert und das eine das andere verstärkt und umgekehrt.

Imperial Triumphant aus New York machten den Anfang mit sehr kompliziertem Blackmetaljazznoise, Blood Red Throne aus Norwegen spielten klassischen Death Metal mit zackigen Geschwindigkeitswechseln („knüppeln alles nieder, was nicht bei Drei im Bunker ist“, weiß das Fachmagazin Metal Hammer), und Skeletal Remains aus dem Death-Metal-Kernland Florida machten dann an der Stelle einfach so weiter.

Im Publikum alles wie immer: Kutten, Haare und ein Frauenanteil von etwa zehn Prozent. Aber auf der Bühne dann doch nicht: Das Konzert wurde von Tortuga Booking veranstaltet, Überzeugungstätern, die auch beim im September zum dritten Mal in Bremen stattfindenden Hellseatic-Festival involviert sind. Und das Hellseatic versammelt in seinem Line-up, ähnlich wie das inzwischen legendäre Roadburn-Festival in den Niederlanden, die eher erstaunlicheren Spielarten schwerer Musik.

Tiefgestimmte Kreissägen

In Kombination mit Blood Red Throne und Skeletal Remains, also zwei durch und durch wertkonservativen Death-Metal-Bands, deren Alben auch, abgesehen von der aufgepumpten Produktion, in den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends hätten erscheinen können, klingt das, was Imperial Triumphant in die Welt stellen, denn auch nach einem anderen Universum. Auch wenn die Bestandteile ähnliche sind: Hochgeschwindigkeitsgetrommel, grollendes Röhren (oder röhrendes Grollen, je nachdem), tiefgestimmte Kreissägengeräusche und Kreischgitarren.

Aber Imperial Triumphant verbinden alles das mit einer schön arroganten Virtuosität, zerhacken die Genreschemata mit Jazz-Zeug und bewusst schief gebauten Brüchen und reichlich Noise. Freier Jazz und Black Metal, aber ohne dass nun einfach ein Peter-Brötzmann-Saxofon auf den Blastbeat geflanscht würde, sondern eher als neuer Ansatz und auch Angang: Strukturen lösen sich auf, in der Überfrachtung.

Dass die Musik von Imperial Triumphant dann auch noch im direkten Vergleich zu der von Blood Red Throne und Skeletal Remains gar nicht akademisch oder auch nur verkopft wirkt, liegt auch an der lebensfrohen Performance: mit goldenen Masken vor den Gesichtern, übertrieben theatralischen Dominanzgesten und Sektdusche (Rotkäppchen) für das Publikum. Benjamin Moldenhauer