Steffen Grimberg
Flimmern und Rauschen
: „Katapult“ flutet Sach, Thür und Brand mit Zeitungen

Foto: Regentaucher

Was haben der Playboy, die „Omas gegen rechts“ und der Verfassungsblog gemeinsam? Sie alle machen bei der „Sach-Thür-Brand“-Tournee von Katapult mit. Das Magazin für Karten, Sozialkunde und schräge Projekte will vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September mitmischen und aufklären. Dazu wird es am Wochenende für einen Tag die auflagenstärkste Zeitung Ostdeutschlands.

Mindestens 427.000 Exemplare für die drei Wahl-Länder sind mittlerweile durch Spenden finanziert, die Bild-Zeitung kommt im ganzen Osten nicht mal mehr auf 200.000. Das Ganze hat was von der legendären „Blues Brothers“-Ankündigung „for one night only“ und macht hoffentlich genauso viel Spaß. Ab Samstag wird verteilt, erst in Dresden, am Sonntag dann in Altenburg und Leipzig. Erfurt, Jena, Potsdam und Cottbus und weitere Städte sind nächste Woche dran. Von dort sollen die Zeitungen dann weiter ins Land gehen. „Katapult Welt-Tournee“ nennt sich die Aktion mit dem Katapult-eigenen milden Größenwahn. „Siehste mal, der halbe Osten ist die Welt“, sinniert die Mitbewohnerin. Der Playboy will die Sonderausgabe beilegen (bundesweit?), der Leipziger Kreuzer auch, die Omas und die Verfassungsblogger verteilen mit.

Das presse- und zivilgesellschaftliche ­Weltereignis stammt aus der Weltstadt Greifswald, wo Katapult 2015 erfunden wurde und mittlerweile auch die regionale Katapult MV für Mecklenburg-Vorpommern erscheint. Offenlegung: Ich habe da ein Förder-Abo. Katapult steht für Aufklärung, vor allem über die AfD. Also werden die drei Länder vor der Wahl mit einer „demokratischen Zeitung überschwemmt“, wie Katapult-Erfinder Benjamin Fredrich schreibt.

Ein bisschen mehr Pressevielfalt und ambitionierte Aktion wäre ohnehin überall im Osten nett. In den drei Wahlländern erscheinen großzügig gerechnet noch gut zwei Handvoll regionale Titel, die alle großen westdeutschen Medienkonzernen gehören. Und klar ist die Nummer mit dem Playboy schräg, macht Katapult aber nicht sexistisch.

Außerdem ist die Aktion ein gutes Gegengewicht zu dem, was die AfD treibt. Am Mittwochabend hatte sie mit den Compact-Anwälten zu einer Pressekonferenz nach Falkensee in Brandenburg eingeladen. Dort sollte Compact-Herausgeber Jürgen Elsässer über die „publizistische Zukunft der ‚Compact‘-Redaktion informieren“, wie es in der Einladung hieß. Also vermutlich eine Ersatzpostille ankündigen. Das ging in die Hose. Da Compact verboten ist, hatte die örtliche AfD den Saal für „ihre“ Pressekonferenz von der Stadt gemietet. Und so durfte auch nur sie ran, ohne Anwälte und Elsässer. Der war trotzdem da, wenn auch nur draußen vor der Tür. Schade, dass ihm da noch keiner eine Katapult Brandenburg in die Hand drücken konnte.

Steffen Grimberg ist leitender Redakteur beim KNA-­Mediendienst.