Triathletin bei den Radsportlerinnen: Fröhliche Bruchpilotin
Die Triathletin Taylor Knibb aus den USA schlittert ausnahmsweise bei den Radspezialistinnen auf nassem Untergrund im Einzelzeitfahren mit.
Eine derart gut gelaunte Bruchpilotin hat die Sportwelt selten gesehen. Dreimal ist Taylor Knibb beim olympischen Einzelzeitfahren auf den regennassen Straßen von Paris gestürzt. Oder waren es viermal? Da war sie sich nach dem Rennen in der Mixed Zone dann gar nicht mehr sicher. Auf jeden Fall sei das Rennen „fantastisch“ gewesen, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.
Die Reporter in der Mixed Zone im Zielbereich auf der schmucken Pont Alexandre III. gleich neben dem prächtigen Grand Palais hinter den Champs Élysées blickten derweil besorgt auf die verbundenen Knie der US-Amerikanerin. „Wie geht es Ihnen?“, wollte einer wissen. „Gut, und Ihnen“, war die Antwort.
Nein, Taylor Knibb, der nach ihren Stürzen das Blut von den Knien lief, wollte sich ihre gute Laune nicht verderben lassen. Das Radrennen gegen die Uhr ist für sie ohnehin nur eine Zugabe bei diesen Spielen. Sie ist als Triathletin eine der großen Favoritinnen auf die Medaillen. Zweimal war sie schon Weltmeisterin in der 70.3-Variante des Sports, bei der es 1,9 Kilometer zu schwimmen gilt und dann 90 Kilometer auf dem Rad bewältigt werden müssen, bevor es auf die Laufstrecke von 21,1 Kilometern geht.
Auch eine olympische Silbermedaille hat sie schon gewonnen, 2021 in Tokio in der Mixed-Staffel. Die kleinen Wunden an den Knien sollen sie nun nicht aufhalten bei der Medaillenjagd über die kurze Olympiadistanz im Triathlon (1.500 Meter Schwimmen, 37,2 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen).
Auch der Mechaniker stürzt
Der Ausflug in den Radsport hat ihr jedenfalls Spaß gemacht, obwohl sie gewiss mehr erreicht hätte als den 19. Platz, wenn sie nicht dreimal gestürzt wäre. Bei einem der Stürze ging noch dazu die Bremse kaputt, weshalb sie gegen Ende des Rennens auch noch das Rad gewechselt hat. Dabei kam es tatsächlich zu einem weiteren Sturz. Der Mechaniker, der ihr die neue Rennmaschine brachte, rutschte aus und fiel auf die Straße. Am Ende sei das Ganze „mehr Überleben als alles andere gewesen“, sagt Taylor Knibb.
Als doch etwas überraschende Siegerin der US-Meisterschaften im Einzelzeitfahren hatte sie sich das Olympiaticket für diese Disziplin geholt. Begeistert erzählt sie, wie viel sie nun in Paris von Teamkollegin Chloé Dygert, die schon zweimal Zeitfahrweltmeisterin war, gelernt hat. Die gewann am Samstag Bronze hinter der Australierin Grace Brown und der Britin Anna Henderson. Auch sie stürzte auf dem Weg zum Ziel einmal. Knibbs kann auch darüber nur lachen.
Ihr Trainer habe ihr jedenfalls noch vor dem letzten Zeitfahren gesagt: „Taylor, versuch bloß nicht zu schnell um die Kurve zu fahren, um dann zu stürzen, das macht dich am Ende nur langsamer“. Dann lacht sie wieder. „Also so wirklich gut habe ich seinen Rat nicht befolgt. Aber man steht wieder auf und es geht weiter.“ Und überhaupt. Sie könne ja noch so viel lernen. „Ich bin ja erst 26. Oder schon? Ist das jetzt jung oder alt?“
Ob alt, ob jung – am Mittwoch muss Knibb schon wieder ran. Da steht der Triathlon auf dem Programm.
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