Tod dem Schweigefuchs

Das unschuldige Handzeichen, das Kita- und Schulkinder um Ruhe bittet, soll verschwinden – weil es dem bösen Wolfsgruß täuschend ähnlich sieht. Doch zum Glück gibt es Alternativen

Der gute, alte „Schweigefuchs“ soll sterben. Das klingt furchtbar hart, weil er nichts verbrochen hat. Dem bewährten, stillen, völlig unschuldigen Handzeichen, mit dem in vielen Kitas und Grundschulen sanft um Ruhe gebeten wird, droht nur deshalb das Todesurteil, weil es genauso aussieht wie der Wolfsgruß türkischer Nationalisten. Aus diesem Grund stand der Schweigefuchs schon länger in der Kritik, der Wirbel um den Wolfsgruß eines türkischen Fußballnationalspielers bei der EM gab ihm nun den Rest.

Matilda Sebastian hat der taz ein kleines Video geschickt, darin führt sie formvollendet die Halt-die-Fresse-Schildkröte vor

Zumindest in Bremen sieht es für den Schweigefuchs düster aus. Die rechtsextremistische Bedeutung der Geste sei mit der Grundhaltung der Bremer Bildungseinrichtungen nicht vereinbar, erklärte eine Behördensprecherin. Nach den Sommerferien sollen die Lehrkräfte entsprechend sensibilisiert werden, heißt es. In Baden-Württemberg wurde bereits vor Jahren der Verzicht auf den Fuchs empfohlen.

Das kann man für übertrieben halten, aber auch für angemessen achtsam. Nicht nur, um auf Menschen kurdischer Herkunft und andere Minderheiten Rücksicht zu nehmen, für die der Gruß der „Grauen Wölfe“ eine Bedrohung darstellt. Generell müssen Kinder vielleicht nicht unbedingt ein Zeichen vorgeführt bekommen, das in einem öffentlichen Kontext aggressiv wirkt und bei Fußballspielen mit Sperren bestraft wird. Der Unterschied ist schwer zu erklären, weil es optisch keinen gibt.

Christine von Lips will die Schnatter­ente, die den Schnabel hält, einführen

Ob die Politik hier wirklich eingreifen und auf Fuchsjagd gehen muss, bleibt Ansichtssache. Zweifelsohne zuständig ist nur die Rubrik „verboten“ auf der werktäglichen taz-Titelseite, die zu Alternativvorschlägen aufrief.

Das Schweige-Reh, eine Erfindung unserer Leserin Hanna Witt

Die Antworten kamen flugs: Schweigeeinhorn, Reh, Schildkröte und Ente trafen sogar illustriert ein, Schweigegiraffe und Schweigeigel müsste man ausprobieren. Für alle, denen das alles zu mühsam ist, empfiehlt taz-Leser Dirk A. Müller: ein Foto von Til Schweiger. Vielen Dank. Problem gelöst. Und jetzt endlich: Ruhe! Lukas Wallraff

„Ich hab bei Lehramt-Studenten nachgefragt“, schreibt Leser Erik Muth, „es gibt extra das Schweige-Einhorn“. Völlig eindeutige Geste!