Andreas Hergeth
Der Wochenendkrimi
: Wenn ein „Cold Case“ den schwedischen Starermittler nach Mallorca führt

Miguel will beichten. „Ich habe gesündigt“, sagt der junge Mann, von dem wir noch nicht wissen, wer er ist. „Und ich werde es wieder tun.“ Aber was denn bloß? Das erfahren wir nicht. Nur wenige Filmminuten später schwimmt Miguel tot im Pool eines Hotels, das von einer patenten Schwedin geführt wird. Ausgerechnet hier hat sich Evert Bäckström (Kjell Bergqvist) mit seiner kleinen Entourage niedergelassen. Und natürlich finden sie den Toten am Morgen, als sie eine Runde schwimmen gehen wollen. Willkommen auf Mallorca!

Der schwedische Kommissar mit der Kodderschnauze und dem Hang zu bunten Hemden und Alkohol reist in der dritten Staffel nicht nur auf die Balearen, sondern auch in seine Vergangenheit. Dazu muss man wissen, dass der angeblich „weltbeste Ermittler“ seine Fälle immer löst. Nur diesen einen nicht.

Bäckström hat in Kindertagen seine beste Freundin Sally tot im Gras gefunden. Die Bilder von damals holen ihn wieder und wieder ein, nachts in seinen Träumen und auch tagsüber in Flashbacks (sie sind in Sepiafarben gedreht). Bis heute gibt es keinen Hinweis darauf, wer Sally umgebracht hat. Ihr Tod lässt ihm keine Ruhe – auch, weil er diesen Fall nicht abgeschlossen hat.

Eine Spur in diesem „Cold Case“ führt Bäckström nach Mallorca. Dort lebt eine Cousine von Sally, heute eine alte, etwas seltsam wirkende Dame. Kann sie zur Lösung des Falles beitragen?

Der Plot an sich ist alles andere als leichte Kost, denn Bäckström stolpert in eine verdeckte Ermittlung gegen einen Drogenring

Eigentlich nur für ein Wochenende (keine Flugscham, oder was?) düst der Kommissar mit dem Kollegen Peter Niemi, praktischerweise Spurensicherer bei der Stockholmer Kripo, und dessen Teenagertochter auf die Insel. Nachbarsjunge Edvin ist mit von der Partie. Es handelt sich um ein von seinen Eltern vernachlässigtes, aber aufgewecktes Kind, dem sich Bäckström verbunden fühlt (das erzählt Staffel 1 sehr schön). Das ist ein kluger dramaturgischer Kniff: Dem alten weißen Sack, dem überhaupt nicht politisch korrekten Star­ermittler, einen Sympathieträger zur Seite zu stellen. Und hier sind gleich zwei Teenager Feuer und Flamme und gründen einen Detektivklub und ermitteln auf eigene Faust. Das gibt dem Krimi-Sechsteiler ein leichte Note.

Der Plot an sich ist alles andere als leichte Kost. Denn Bäckström stolpert durch Zufall in eine verdeckte Ermittlung gegen einen skrupellosen schwedischen Drogenring. Die Dinge laufen aus dem Ruder. Selbstherrlich zieht der Superkommissar auch diesen Fall an sich, darf den Aufenthalt verlängern (er hat seinem Chef vorgegaukelt, krank zu sein) und verhindert tatsächlich Schlimmeres. Dabei geht er gewohnt mit unkonventionellen Methoden vor, mitunter sind sie illegal, aber halt genial.

Die Serie basiert auf den Bestsellern von Leif G. W. Persson. Mit Augenzwinkern spielen in dem spannend erzählten, temporeichen Krimi-Sechsteiler die Drehbuchautoren Jonathan Sjöberg und Dennis Magnusson auf die skandalträchtige „Operation Playa“ an, bei der es sich schwedische Zivilfahnder in Spanien gut gehen ließen und sich bis auf die Knochen blamierten.

Bäckström blamiert sich natürlich nicht. Es macht Spaß, dem charismatischen, etwas kantigen Typ und den jugendlichen Detektiven zuzusehen. Langeweile kommt hier (anders als in Staffel 1) nicht auf. Und es gibt einen Lerneffekt: Auch die Schweden lieben diese Insel, nicht nur die Deutschen und Briten.

„Kommissar Bäckström“, Staffel 3, ab So., 21.45 Uhr, ARD, alle 6 Folgen sowie Staffel 1 und 2 in der Mediathek abrufbar