Das Volk gegen den Ölgiganten

Eine Klage gegen Shell hat in den Niederlanden Erfolg – aber erst mal keine Folgen für das Klima

Beim Bündnis „Das Volk gegen Shell“ aus den Niederlanden ist der Name Programm. Mehr als 17.000 Bürgerinnen und Bürger schlossen sich mit sieben Umweltschutzgruppen zusammen und verklagten im Jahr 2020 den Fossilkonzern Royal Dutch Shell.

Die Mitglieder sehen Klimaschutz als elementares Recht. Das niederländische Unternehmen sei einer der weltweit größten Produzenten fossiler Brennstoffe, argumentierten die Kläger, die Treibhausgas-Emissionen von Shell seien höher als die vieler Staaten. Während Staaten durch das Paris-Protokoll zum Klimaschutz verpflichtet sind, heize Shell den Klimawandel weiter an. Damit gefährde der Konzern die Umwelt und sogar das Recht auf Leben.

Die Klage war erfolgreich: Das Bezirksgericht Den Haag verdonnerte den Konzern im Mai 2021 dazu, seine Treib­hausgasemissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu senken.

Ein sensationelles Urteil, denn die Pflicht zum Klimaschutz gilt nicht nur für die eigenen Unternehmungen, sondern auch für Zulieferer und Endabnehmer. Die Richter argumentierten: Die Shell-Gruppe müsse die in der Gesellschaft übliche Sorgfalt beachten, unterbleibe eine Reduzierung, laufe Shell Gefahr, die angeführten Menschenrechte zu verletzen.

Passiert ist nach der Klage jedoch für den Klimaschutz erst mal nichts. Shell ging in Berufung, die Verhandlungen laufen derzeit in den Niederlanden.

Trotzdem wurde Shell zum Handeln gezwungen, wenn auch nicht im Sinne der Anklage. Der Konzern verlegte seinen Firmensitz nach London – und entzog sich so der niederländischen Vollstreckbarkeit. Zuletzt fuhr der Konzern, der jetzt Shell plc heißt, mit seinem Fossilgeschäft Rekordgewinne von 42 Milliarden Dollar ein.