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: „Heute gibt es Fischgratin“

Was genau auf dem Programm steht, dürfen auch wir hier nicht verraten: Heute Abend öffnet bei Gnarrenburg wieder das Moorkino.

Interview Wilfried Hippen

taz: Anne Toben, sitzt beziehungsweise steht das Moorkino tatsächlich im Moor?

Anne Toben: Oh, ja, hier ist das tiefste Teufelsmoor. Wir haben ja auch unseren Verein nicht umsonst Cultimo genannt, für „Kultur im Moor“.

Der Verein dahinter, aber auch Ihre Spielstätte selbst haben ja eine spannende Geschichte.

Und die ist das Allerwichtigste: Im Jahr 2005 war in unserem Dorfgasthaus ein konspiratives Rechtsrockkonzert geplant. Das konnte zwar verhindert werden, aber die braunen Jungs hatten spitzgekriegt, dass das Gasthaus kurz vor der Zwangsversteigerung stand. Die Neonazis wollten da über einen Strohmann mitbieten und deshalb gründeten Bewohner von Kuhstedtermoor und einigen Nachbargemeinden eine Gesellschaft mit dem Ziel, den Gasthof selbst zu erwerben. Und das klappte dann auch im April 2006.

Jetzt finden dort Kulturveranstaltungen statt, darunter, eben, das Moorkino. Wie ist es dazu gekommen?

Das Kino wurde von Jochen Lüpke gegründet, einem leidenschaftlichen Cineasten. Der ist jetzt 90 Jahre alt. In den ersten Jahren hat er alle Vorstellungen eingeführt, und es wurde über die Gemeindegrenzen hinweg Kult, in unser kleines Kino zu kommen – mit den eng bepackten Stuhlreihen, einer Eisverkäuferin mit Bauchladen und fragwürdigen Luftverhältnissen am Ende der Vorstellung.

Wie groß ist das Kino heute?

Foto: privat

Anna Toben

*1948, war Lehrerin. Seit 2019 ist sie 1. Vorsitzende des Kultur­vereins Cultimo e. V.

Inzwischen haben wir einen größeren Saal, da passen etwa 90 Gäste hinein. Und wir haben in einen supermodernen Beamer, eine Großbildleinwand und eine gute Tonanlage investiert. Beliebt sind auch unsere kulinarischen Angebote, denn wir kochen zu jedem Film passende Gerichte. So gab es bei einem französischen Film „Coq au vin“. Heute gibt es Fischgratin.

Dazu passt, dass Ihr Sommerfilm an der Ostsee spielt. Den Titel dürfen wir aber auch nicht verraten – warum eigentlich?

Die Titel der Filme, die wir zeigen, dürfen öffentlich nicht genannt werden, weil die Abspiellizenzen viel teurer sind, wenn wir Werbung für die Vorführungen machen.

Hatten Sie denn mit Ihrem Kino auch schon richtige Publikumsrenner?

Ja, als wir zwei alte Filme gezeigt haben, die hier in der Gegend gedreht wurden. Das waren „Das Mädchen vom Moorhof“ und „Rosen blühen auf dem Heidegrab“. Die haben wir wegen des großen Zulaufs sechs Mal gezeigt und es sind mehr als 1.000 Gäste gekommen.

Moorkino: heute, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), Cultimo, Kuhstedtermoor 24, Gnarrenburg. Anmeldung erbeten unter events@cultimo-kuh­stedtermoor.de

Wie würden Sie das Moorkino-Programm insgesamt beschreiben?

Das sind Filme von etwas gehobener Qualität, etwa „Der Gesang der Flusskrebse“ oder „Das Lehrerzimmer“. Und in der ersten Adventswoche zeigen wir immer einen Stummfilm, der live von der Hamburger Filmpianistin Marie Luise Bolte begleitet wird.

Und wirklich keine Blockbuster?

Nein, aber manchmal zeigen wir schon etwas Triviales wie etwa die französischen „Monsieur Claude“-Filme.