Ralf Schumachers outet sich: Das kleine Coming-out
Der ehemalige Rennprofi Ralf Schumacher outet sich – dabei wird deutlich, wie sehr er sich von der Macho-Welt des Rennsports distanziert hat.
![Ralf Schumacher mit Sonnenbrille Ralf Schumacher mit Sonnenbrille](/picture/7120522/624/35812970-1.jpeg)
Das Thema hat sich überholt: Ex-Rennfahrer Schumacher kurz vor seinem Coming-out Foto: Eibner Pressefoto/imago
Es gab eine Zeit im Leben des Ralf Schumacher, da nannte er genau das, was er gerade öffentlich gemacht hat, „bösartige Vorwürfe“. Mit diesen Worten kommentierte der Ex-Formel-1-Pilot vor über 20 Jahren, im Jahr 2003, Gerüchte, er sei schwul.
Nun aber hat sich für den Bruder des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher einiges geändert. Er ist lange genug aus den täglichen Schlagzeilen der Yellow Press raus, und auf Instagram präsentiert er sich Arm in Arm mit einem Mann, dazu der Text: „Das Schönste im Leben ist, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, mit dem man alles teilen kann.“ Ein nicht von Kitsch freies Coming-out hat der 49-Jährige da hingelegt. Etienne heißt seine große Liebe.
Die Welt, in der Ralf Schumacher berühmt wurde, ist der Motorsport. Hier sind laut Regelwerk Frauen gleichberechtigt, aber gerade in der sogenannten Königsklasse, der Formel 1, regiert eine Machokultur, die in weiten Teilen der Welt nur noch anachronistisch wirkt. Fotografen fordern junge Frauen barsch auf, sich gefälligst auf Boliden zu räkeln, wie die Rennwagen genannt werden, und dafür müssen sie sich dann als „Boxenluder“ beschimpfen lassen. Ralf Schumacher war zehn Jahre lang Teil dieses Zirkus, fuhr 180 Grand-Prix-Rennen in der Formel 1 – sechsmal gewann er –, und danach fuhr er weiter in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. Ein Weltklassemotorsportler also, der aber so ganz nie dazugehörte.
Vor allem war Ralf Schumacher immer der kleine Bruder von Michael. Gerüchte, dass er schwul sei, hatte seine damalige Frau Cora einmal angefeuert („in Pressekreisen heißt er nur noch ‚die Schwester‘“), dabei wollte sie die Gerüchte bloß zurückweisen. „Ja, ja, unser Sohn ist aus der Retorte, ich habe ein Verhältnis und mein Mann ist schwul“, hatte sie 2005 in einem Interview gängige Gerüchte referiert und lächerlich machen wollen.
„Am A… vorbei“
Ralf selbst sagte damals: „Dieses Gerücht ging mir am A… vorbei, weil ich es besser weiß“, doch, fügte er hinzu: „Es passt auch nicht mehr in die heutige Zeit, darüber zu diskutieren. Das hat mich nichts anzugehen und umgekehrt auch nicht.“ Da klang schon an, dass Ralf das gar nicht wirklich dementieren wollte, sondern vor allem auf seine Privatsphäre pochte.
Nun ist es raus, und schon die Art, wie Schumacher sein Coming-out mitteilte, deutet an, dass ihm das Private immer noch wichtig ist. Sein Ausflug in die Welt des Trash ist schon seit Jahren zu Ende. Seine Ex-Frau Cora war Model, hatte sich auch als Rennfahrerin versucht, ist manchmal in Reality-TV-Shows zu sehen, doch Ralf hält sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit raus. Der gemeinsame Sohn will nur noch Kontakt zu ihm, nicht mehr zur Mutter.
Auch zu den vielen Geschichten um seinen Bruder Michael, um dessen Gesundheitszustand, um dessen Frau Corinna und dessen Sohn Mick, der auch Rennfahrer wurde, schweigt Ralf Schumacher meist.
Beruflich kümmert er sich um eine Kartbahn, ist als Experte beim Fernsehsender Sky bei der Formel 1 unterwegs. Ralf hat sich in Kerpen, wo er aufgewachsen ist, jahrelang als Jugendleiter des örtlichen Motorsportvereins um den Nachwuchs auf der Kartbahn gekümmert. Später hat er als Tierliebhaber eine Art Streichelzoo aufgebaut.
Langsam, doch, wie es scheint, sehr zielbewusst hat sich Ralf Schumacher eine Welt aufgebaut, in der er sich wohler fühlt als in der von Homophobie und Sexismus nur so durchtränkten Welt der schnellen Boliden.
Leser*innenkommentare
Lowandorder
Ach Gottchen “…wer will schon wirklich wissen!
Was sein Auto wirklich wert ist!“ Newahr
kurz - BM - Bravo Michael! 🏎️
Immer im Kreis!⭕️! Woll 🏎️
Alter. Das schwächt! - 🙀🥳🥹 -
Normal
Ruediger
@Lowandorder Es ist ja klar, dass auch hier von irgendjemandem so ein " wer will das denn wissen?"-Kommentar kommt, wie unter jedem Social Media Post zu dem Thema, meist mit homophobem Unterton. Vielleicht wollen Sie es nicht wissen, aber solche Coming Out sind verdammt wichtig. Sportler und Stars haben eine Vorbildfunktion, sind Roll Models für junge Leute. Wenn man sich als Teenager für Fußball oder für Motorsport interessiert und nicht für Ballett oder ESC, dann ist es verdammt schwer sich zu akzeptieren, während man in diesen Bereichen nur Heten wahrnimmt. Insofern ist die Aussage, es handelt sich hier um eine Distanzierung von der Formel-1-Kultur leider auch ziemlich dämlich. Es handelt sich um eine Öffnung der Formel-1-Kultur.
Lowandorder
@Ruediger Huch. Sie sind scheint’s nicht auf Höhe des Reifendrucks.
Mein Spott gilt erkennbar dem Abgreifen von Werbekohle zB auf YouTube - lästig! Newahr
Wie bei meinen Mitmusikern ist mir deren sexuelle Disöposition genauso wumpe wie die von diesem 🏎️⭕️fahrer!
Fachsimpeln über die grad verstorbene Ruth Westheimer während der Session sind mir wichtiger - als dieser BM aus Hürth! ⭕️🏎️🏎️🏎️⭕️ Bergheim!
Normal Schonn