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Ein Platz fürs Nilpferdbaby

Das Team von taz.eins, das die vorderen Seiten betreut, ist sich einig: „Schrippe“ soll es heißen, das Nilpferdbaby im Berliner Zoo, das derzeit seine ersten Schritte in einem Planschbecken macht und in einem Instagramvideo mit so großen unschuldigen Glubschaugen Strohhalme mampft, dass den über 300.000 Viewern – wie mir – das Herz geschmolzen sein muss. Zwergflussi, wie der Zoo den Nachwuchs auf Social Media nennt, soll einen echten Berliner Namen bekommen. Dem Aufruf zur Namenssuche kamen 20.000 Menschen nach. Unter den Vorschlägen sind nicht nur Schrippe, Currywurst und Boulettchen, sondern auch Görli (von Görlitzer Park) und Brandy (von Brandenburger Tor).

Was das alles mit der taz zu tun hat? Nichts. Aber Sommerzeit ist Tierzeit in den Medien. Noch gibt es kein Löwen-Wildschwein, keinen Killerwels und keinen Problembär. Aber ein Zwergflüssi. Mehrmals haben wir schon versucht, das tapsige Tier auf dem Portraitplatz unterzubringen, aber dann kam uns doch wieder irgendein Politiker in die Quere, der ein Amt antritt, eine Sängerin, die gestorben ist oder ein Sprinter, der einen Rekord gebrochen hat.

Nun ist das Sommerloch so nah, dass es zwar immer noch Politikerantritte zu vermelden gibt, aber die Themen und Au­to­r*in­nen für diese Kolumne dünner werden. Was liegt da näher, als Schrippe-Boulettchen-Brandy endlich einen Ehrenplatz zu geben? Eben.

Johanna Treblin