piwik no script img

5 dinge, die wir gelernt haben

1 Ronaldo kann Jungfrauengeburt

Als jüngst 14 Babyschlangen in Ronaldos Terrarium lagen, staunten die Tier­pfle­ge­r:in­nen am City of Portsmouth College in Südengland nicht schlecht. Schließlich hatte die zwei Meter lange Schlange neun Jahre lang keinen Kontakt zu Art­ge­nos­s:in­nen – und damit auch keinen Schlangensex. Was nach einem Wunder klingt, nennt die Wissenschaft Parthenogenese. Dieses Selbstklonen ist selten, kommt aber bei Krebsen, Schnecken und Reptilien vor. Darüber, dass Ronaldo trotz männlich konnotiertem Geburtsnamen Nachwuchs bekommt, muss man sich hingegen nicht wundern. Schließlich ist er eine Brasilianische Regenbogenboa und damit queer as fuck.

2 Für die Balten reicht’s

Einer, der nur denkt, sich mit Jungfrauengeburt auszukennen, und für die queere Realität nicht viel übrighat, ist Erzbischof Georg Gänswein. Einst gefeiert als George Clooney der katholischen Kirche, ging es für den engsten Vertrauten von Benedikt XVI. nach dessen Tod 2022 steil bergab. Spitzen gegen den relativ progressiven Papstnachfolger Franziskus führten dazu, dass man Gänswein ins Freiburger Priesterseminar verbannte. Bis jetzt. Am Montag teilte der Vatikan mit, dass der rechtskatholische Gänswein päpstlicher Botschafter im Baltikum wird – ausgerechnet in einer Region, in der es dringend einen Gegenspieler zur christlichen Rechten bräuchte.

3 AfD macht depressiv

Ob christlich oder nicht: Rechte machen schlechte Laune. In Bezug auf die AfD ist das jetzt empirisch belegt. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hat drei Jahre lang Wahlpräferenzen und Zufriedenheit abgefragt. Das Ergebnis: AfD-Unterstützende sind unglücklicher und schätzen ihre finanzielle Situation schlechter ein als der Rest. Das verstärke sich, je intensiver sie sich mit Naziparolen beschäftigten. Als Anti-fa-depressivum verschreiben wir die alte Gegenparole: Der proletarische Revolutionär kennt keine ausweglose Situation.

4 Pyros sind kein Verbrechen

Zu den proletarischen Freuden gehört die Pyrotechnik, auch im Fußballstadion. Trotzdem ist sie dort verboten. Der norwegische Fußball versucht sich jetzt an einem neuen Weg und lässt die Böllerei ab 2025 zu. Wir sagen: Emotionen akzeptieren, Pyros legalisieren. Überall.

5 Georgien rückt in die Ferne

Bei der Fußball-EM der Männer entzündet die georgische Mannschaft gerade viele Herzen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt friert die EU ihre Beitrittsgespräche mit Georgien ein. Die Regierung geht massiven Protesten zum Trotz mit „russischen“ Gesetzen gegen die eigene Zivilgesellschaft vor. Wäre das nicht gerade ein Grund, die europäische Hand weiter auszustrecken? (sah)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen