HashmachtCash

Ab Montag sind Cannabis-Clubs in Deutschland erlaubt. Unser Autor kifft seit Jahrzehnten und ist trotzdem gegen die Legalisierung

Ab Juli darf Cannabis nicht mehr nur in geringer Menge zu Hause, sondern auch in sogenannten Cannabis Social Clubs legal angebaut werden. Dort sollen sich Kiffer und Plusmacher zu „Anbaugemeinschaften“ zusammenfinden. Als Antiautoritärer, der den Staat für das kälteste aller kalten Ungeheuer hält, ist mir das suspekter als es die illegalen Kleindealer sind.

Denn das „Anliegen“ dieser Vereine ist „ein verantwortungsvoller Konsum von Cannabis sowie ein zeitgemäßer, wissenschaftlich fundierter und ideologiefreier Jugend- und Verbraucherschutz“. Dazu gehört ein „Suchtpräventionsbeauftragter“, außerdem streben sie „ein IT- und KI-basiertes, permanentes Controlling ähnlich GMP und GDP (GMP = Good Manufacturing Practice, GDP = Good Distribution Practice)“ an. Und natürlich haben diese schrecklich angepasst-durchamerikanisierten Youngster bei der „Schaffung regulierter Märkte“ auch das Wording „ökologisch“, „ökonomisch“ und „nachhaltig“ auf ihrer To-do-Liste.

Man erinnere sich nur, wie schnell die Öko-Überzeugungstäter mit ihren kleinen Bioläden und etwas verschrumpelten Möhren in den Regalen den großen Biosupermärkten wichen, denen vor allem der Umsatz am Herzen liegt. Im Falle der Cannabis-Legalisierung werden es die großen Tabakkonzerne sein, die jetzt schon in Kanada und in den USA den Markt an sich reißen.

Gleichzeitig wurde der Cannabis-Wirkstoff THC, der ursprünglich bei 10 bis 12 Prozent in den Blüten lag, von den professionellen Züchtern, unter anderem in den Niederlanden, immer höher getrieben – bis 18 Prozent und bei genetisch veränderten Pflanzen bis 25 Prozent, was Kiffern auf Dauer durchaus den Geist töten kann.

In den 60er Jahren hieß es warnend von oben: „Hasch macht lasch“, das jetzige Zeug macht blöd. Vor allem bei den Jungmännern, die der globalisierte Neoliberalismus mit seinen ganzen Unsicherheiten, Zumutungen und Katastrophen kirre macht, wird ein legales Haschangebot dazu führen, sich ständig die Birne vollzudröhnen. Das war schon in meinen Kifferkreisen der Fall, obwohl wir damals noch auf einer Insel der Seligen (im gepamperten Westberlin) lebten. „Some Joints a Day Keep Reality Away.“

Erst mit der Beteiligung an der Studentenbewegung und der Erlangung von Weltwissen wich die THC-induzierte Weltflucht langsam einem anderen Jointgebrauch: nämlich um dem normativen Denken der Stinos (der Stinknormalen) etwas bekifft entgegenzusetzen.

Foto: Erik Irmer

Was dann in der taz so aussah, dass wir morgens erst einmal einen Joint rauchten, um uns derart angeturnt an den Computer zu setzen („Meinst du, wir rauchen zum Vergnügen?!“). Heute wird, wenn überhaupt, erst nach Feierabend geraucht, um „runterzukommen“. Früher hieß es: „Morgens ein Joint und der Tag ist dein Freund“ – nicht um ihn rosig zu färben, sondern um radikal zu denken.

Mit Nietzsche gesprochen: Wenn man verurteilt ist zu Deutschen, hat man Haschisch nötig – aber keins, das staatlich kontrolliert und effizient vermarktet wird. Helmut Höge