berlinmusik
: Unterwelten, Unterwasser

Splitter Orchester: Splitter Musik (Hyperdelia); Live: 7. Juli, 15 Uhr, Paretzer Field Music, Neben Gärtnerei Caromatisch, Paretz-Hofer-Str. 48, 14669 Ketzin

Bei der Antwort auf die Frage, ob es so etwas wie eine spezifische Berliner Klang­ästhetik gibt, sollte das 2010 gegründete Splitter Orchester unbedingt bedacht werden. Das über 20-köpfige Ensemble spielt auf seinen Konzerten und Veröffentlichungen eine disparate, elektronische und dräuende Musik. Das Splitter Orchester ist durchaus romantisch, auch wenn eventuell nicht alle Mitspieler das als Kompliment auffassen werden.

Bei „splitter musik“ handelt es sich um das erste Album ausschließlich mit Eigenmaterial, um drei CDs mit jeweils einem, wie gehabt, ungemütlichen und faszinierenden Stück von sage und schreibe 40 bis 68 Minuten Spielzeit. In dem liebevoll bebilderten Booklet vergleicht der Musikwissenschaftler Patrick Klingenschmitt das Splitter Orchester mit einem Oktopus. Wasser wird noch eine Rolle spielen, aber vorher geht es in den Überbau der Unterwelt: „Vortex“ ist in der Kuppelhalle des silent green, dem ehemaligem Krematorium Wedding, entstanden. In den Ambient-Wirbel mischt sich ein Knarren wie von Türen, Schritte führen in Räume hinein. Zum Ende hin ertönt ein pfiffiger Dialog, aus dem sich ein letztes Crescendo entwickelt.

„Imagine Splitter“ ist das erstaunlich organische, krautrockige Resultat eines coronabedingten Kettenbriefs. Für „PAS“ (nach dem Petersburg Art Space in Moabit), spielten die Splitter an einer Seite der Spree, das Publikum stand an der anderen. Über den Fluss werfen sich ­Drones, Donner und Trommelwirbel, sie unterbrechen die trügerische Routine eines Sommertags. Robert Mießner