das wird
: Verbunden im Blau

Der Maler Jub Mönster erklärt im Oldenburger Schloss seinen „Blues“

Von Lilli Uhrmacher

Abtauchen in traumähnliche Welten, das ermöglicht die Ausstellung „Blues“. Unter diesem Titel präsentiert das Oldenburger Landesmuseum im Schloss Bilder in bläulichen Nuancen von den KünstlerInnen Katja Liebmann und Jub Mönster. Der wird nun am Sonntag bei einer Führung durch die Doppelausstellung seine persönliche Sicht auf die eigenen Arbeiten und die seiner Kollegin erläutern.

Es ist die erste gemeinsame Schau der beiden. Sie arbeiten sehr unterschiedlich: Liebmann, ortsansässig in Oldenburg, zeigt Cyanotypien. Das ist eines der ältesten fotografischen Verfahren. Dabei werden Kupferdruckpapiere mit Eisensalzen bestrichen, Negative aufgelegt und diese von der Sonne belichtet. Die Motive werden bläulich, verwaschen grün bis grau. Viele Negative der gezeigten Arbeiten sind bereits in den 1990ern entstanden. Erst vor Kurzem hat Liebmann sie auf Büttenpapier gedruckt. Das ist an den Seiten ausgefranst. Oft teilt sie die Szenen der Motive in bis zu sechsteilige Polyptychen, die eng beieinander hängen. Manche nehmen einen ganzen Raum ein.

Jub Mönster ist in Oldenburg geboren und lebt in Bremen. Seine eingesetzte Technik ist alltäglich. Er zeichnet mit Kugelschreiber. Aber keine Daddeleien, sondern mitunter metergroße naturalistische Szenen auf Leinen und Holz. Die Zeichnungen sind nach älteren Vorlagen entstanden. Dieser Übersetzungsvorgang wird am deutlichsten in einer Serie, in der Mönster mehr oder minder bekannte Gemälde in Kugelschreiberzeichnungen reproduziert. Diese Aneignungen betitelt er beispielsweise „Mein Gerhard Richter ‚Betty, 1988‘“ oder „Mein Ernst Deger ‚Bildnis eines jungen Mädchens, 1835‘“.

Die acht Räume der Ausstellung sind abwechselnd Liebmann und Mönster gewidmet. Durch alle aber zieht sich der „Blues“ und die mit der blauen Farbe gedanklich assoziierte Melancholie: Liebmanns flüchtige Aufnahmen, teilweise aus fahrenden öffentlichen Verkehrsmitteln heraus eingefangen, versetzen die BetrachterInnen in eine Rolle als distanzierte, nicht direkt teilnehmende BeobachterIn: Szenen aus London, Paris und Berlin. Die Cyanotypien sind schemenhaft, unscharf. Manche könnten dem Anschein nach sogar mit Tusche gemalt sein. Sind sie aber nicht. Verschwommen wie Erinnerungen lassen sie Fern- und Heimweh verschmelzen.

Walk & Talk: Rundgang mit Jub Mönster durch die Ausstellung „Blues“, Landesmuseum für Kunst und Kultur, Oldenburg, 16. 6., 11 Uhr und 15 Uhr

Ausstellung „Blues. Katja Liebmann und Jub Mönster“, Landesmuseum Oldenburg, bis 21. 7.

Unter Mönsters Motiven muten manche wie aus vergangenen Zeiten an, blau-weiße Abzüge von Fotografien. Oft offenbaren sie erst bei genauerer Betrachtung ihre Technik: Schlaufen über Schlaufen schaffen Tiefenschärfe und Kontrast, aus unzähligen Kugelschreiberminen.

Seine Stadtlandschaften, die er „Sehnsuchtsorte“ nennt, Paris, den Hamburger Hafen, Kneipen, Cafés und oldenburgische Szenen, erzeugen Eindrücke friedlichen Erinnerns. Menschenleer wirken sie teilweise trotz blauer Farbe warm, ja wärmend – aber zugleich wie sehr weit weg.