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berliner szenenKatzen­rettung um Mitternacht

In einer versoffenen Winternacht habe ich es irgendwie geschafft, einer Freundin meinen Schlüssel zu geben. Dank der Göttinnen wohnt sie nur um die Ecke und ist noch rangegangen. Ich rufe den Schlüsseldienst noch mal an und entschuldige mich für die Zeitverschwendung. Dann ziehe ich mich vom Boden vor der Haustür hoch – und mein Kater, der neben mir saß und auf die große Türeröffnung gewartet hat, springt ebenfalls auf. Sorry, Lucky. Wir sind noch nicht so weit. Ich mache mich auf den Weg zu meiner Freundin und er kommt mit, allerdings nur bis zum hochumzäunten Basketballplatz. Weiter geht er einfach nicht (mein Kater ist viel klüger und sicherheitsorientierter als ich).

Auf dem Rückweg höre ich ein ängstliches, verzweifeltes Jaulen. Rechts nichts, links nichts. Nur ein Typ und sein Husky mit Disco-Licht. Der Typ zeigt nach oben zum zackigen Zaun hin. Alle vier Pfötchen meines kleinen Katers hocken prekär auf einem Zaunpfahl und seine Augen drücken Panik pur aus. Ich versuche für eine gute Viertelstunde, Lucky herunter zu locken. Jedes Mal wenn er nah dran ist, erschrickt er wieder vor dem Husky, denn der Typ ist noch da. Er fragt mich, ob ich eine Leiter ausborgen möchte. Ich sage ihm, das Problem sei der Hund, nicht die Höhe. Er fragt weiterhin, ob er helfen könne. „Ja“, antworte ich, „du kannst den Hund wegbringen.“

Ich beschließe, meine eigene Leiter aus der Wohnung zu holen. Auf dem Hinweg fragt mich der Typ, ob ich mir nicht doch seine ausleihen möchte. Ich verabschiede mich und nehme einen Umweg, obwohl ich kurz vor meiner Haustür bin.

Besoffen, dehydriert und vom Leiterschleppen – drei Etagen herunter und die Straße entlang – vollkommen verschwitzt komme ich am Basketballplatz an. Dort steht Lucky erwartungsvoll auf dem Gehweg.

Nina Kashi Street

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