Nur mit Betäubung

Hessens CDU-Regierung will nun das Schächten mit Einschränkungen legalisieren. Eine integrative Geste

Hessens Sozialministerin Silke Lautenschläger hat gestern eine Bundesratsinitiative ihrer Landesregierung vorgestellt. Inhalt: die Vereinbarkeit des (religiös indizierten) Schächtens von Tieren mit dem grundgesetzlich verbrieften Tierschutz. Das Problem: Schaffleisch wird von Muslimen nur dann als essbar akzeptiert, wenn es durch eine spezielle Tötungsprozedur gewonnen wurde.

Wie in Deutschland ist in Norwegen, der Schweiz und Schweden als Schaffleisch exportierenden Ländern das betäubungslose Schlachten verboten. Ministerin Lautenschläger schlägt nun vor, wie in jenen Ländern die Tiere vor der Schächtung wenigstens mit einem Mikroelektroschock zu betäuben – auf dass sie keine qualvolle Todesangst erleiden.

Pointe des Vorschlags: Er ist legislativ bedeutungslos, der nahen Bundestagswahl wegen. Aber: Die Geste der Unionsfrau ist kostbar. Mit ihr wird die Union kaum mehr als Multikultifresserin identifiziert.

Möglich also, dass gerade die für eine muslimische Identität zentrale Frage des Schächtens der Union, weil sie sie ernst nimmt, Punkte bringt. JAN FEDDERSEN