Neuer Podcast von „Netzpolitik“: Nach dem Rechten sehen

Es ist nicht immer leicht, dem Staat zu vertrauen. Der Podcast „Systemeinstellungen“ lässt jene zu Wort kommen, denen der Staat nicht glaubte.

Stadtsoziologe Andrej Holm.

Stadsoziologe Andrej Holm, wurde 2007 unter Terrorverdacht verhaftet Foto: Wolfgang Borrs

Wie weit darf der Staat gehen? Und was passiert, wenn er seine Grenzen überschreitet? In vier Folgen erzählt der Recherchepodcasts „Systemeinstellungen“ von Menschen, deren Vertrauen in den deutschen Staat erschüttert wurde.

Dabei kommen Betroffene staatlicher Gewalt zu Wort. Es geht um eine Pfarrerin, die Geflüchteten Kirchenasyl gewährte, einen Journalisten, der über eine linksextreme Organisation berichtete, und einen Stadtsoziologen, der seiner Arbeit als Wissenschaftler nachging.

„Systemeinstellungen“

4 Folgen, abrufbar auf Netzpolitik.org

Auch wenn die Vorfälle der meisten Betroffenen zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bereits Jahre zurückliegen, ist den Erzählungen eine bewegende Fassungslosigkeit anzuhören, die einen auch als Zuhörenden überkommt. Die Fälle wirken alles andere als aufgewärmt und verlieren trotz der Zeit, die verstrichen ist, nicht an Brisanz.

Haben die Eingriffe System?

Die Dramaturgie des Podcasts erinnert an True-Crime und wird mit spannungsgeladener Musik untermalt. Gleichzeitig sind die Erzählungen nicht zugespitzt, sondern ausgewogen und ausführlich recherchiert. Trotzdem langweilt man sich nicht und es fällt es schwer, auf Pause zu klicken. Denn die Geschichten kommen auch ohne Skandalisierung aus. Eingerahmt werden sie von Ex­per­t:in­nen­stim­men, die Aufschluss über die Fragen geben, die man sich beim Zuhören stellt.

Doch eine Frage bleibt im Podcast ungelöst und treibt auch nach dem Hören um: Hat der unverhältnismäßige Eingriff des Staates in das Leben seiner Bürger System?

Denn die Kriminalisierungen von Asylsuchenden, Linken und Ak­ti­vis­t:in­nen scheinen zumindest keine Ausnahmen zu sein. Auch wenn die Erzählungen der Betroffenen nur einzelne Fälle beschreiben, verdeutlichen sie doch, welche Folgen staatliche Gewalt für Bür­ge­r:in­nen haben kann. Schließlich ist jeder einzelne Fall unrechtmäßiger staatlicher Gewalt einer zu viel.

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