Antisemitischer Anschlag geplant: Anschlag in Synagoge vereitelt

Er wollte mutmaßlich Menschen in einer Synagoge töten und selbst zum „Märtyrer“ werden: Nun sitzt ein 18-Jähriger aus Baden-Württemberg in Haft.

Davidstern auf einer Synagoge vor strahlend blauen Himmel

Davidstern auf einer Synagoge Foto: Christoph Hardt/imago

STUTTGART dpa | Weil er einen tödlichen Anschlag auf Besucher einer Synagoge geplant haben soll, ist ein 18-Jähriger aus Weinheim in Baden-Württemberg verhaftet worden. Er soll sich mit einem weiteren jungen Mann, der sich ebenfalls bereits in Haft befindet, im Netz über einen Messerangriff auf Besucher einer Synagoge in Heidelberg ausgetauscht haben, wie die Staatsanwaltschaften Stuttgart und Karlsruhe und das Landeskriminalamt am Freitag mitteilten.

„Als beabsichtigtes Ziel wurde die Tötung von einem oder mehreren Besuchern beim Angriff auf die Synagoge mit einem anschließenden Märtyrer-Tod besprochen, bei dem sich beide Personen von Einsatzkräften erschießen lassen wollten“, teilten die Behörden mit. Bei dem 18-Jährigen handelt es sich um einen Deutsch-Türken. Der andere, 24 Jahre alte Mann ist laut Polizei deutscher Staatsangehöriger.

Eine Hausdurchsuchung führte zur Aufdeckung der Pläne. Die Polizei durchsuchte am 3. Mai die Wohnung des 24-Jährigen in Bad Friedrichshall im Kreis Heilbronn – wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Der 24-Jährige nahm während der Durchsuchung plötzlich mehrere Küchenmesser an sich und flüchtete aus einem Fenster ins Freie.

Dort stellten ihn die Beamten. Statt die Messer abzulegen, bewarf er demnach einen Beamten gezielt mit einem Messer und lief auf diesen zu. Der Polizist schoss auf den 24-Jährigen und verletzte ihn. Dem in Untersuchungshaft sitzenden Mann wird nun außerdem versuchter Totschlag und ein besonders schwerer Fall des tätlichen Angriffs auf Einsatzkräfte vorgeworfen.

„Mordpläne in kranken Gehirnen“

Der 24-Jährige soll möglicherweise für die Vorbereitung eines Terroranschlags ins Ausland gereist sein. In dem Verfahren liege „ein Sachverhalt im Zusammenhang mit einer möglichen Ausreise des Beschuldigten aus dem Bundesgebiet zugrunde“, hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Weitere Details wollten die Behörden nicht bekanntgeben. Ob es sich bei dem Terrorakt um einen Angriff auf die Synagoge handelte, war zunächst unklar.

Bei der Auswertung der Beweismittel stießen die Ermittler dann den Angaben nach auf einen Chatverlauf mit dem 18 Jahre alten Mann aus Weinheim. Die beiden Männer sollen sich im April 2024 über einen möglichen Messerangriff auf Besucher einer Synagoge in Heidelberg ausgetauscht haben. Einsatzkräfte des Landeskriminalamts und Spezialkräfte durchsuchten daraufhin am 18. Mai die Wohnung des 18-Jährigen. Der junge Mann sei unverletzt festgenommen worden und sitze mittlerweile in Untersuchungshaft.

Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Gefährdung von Besuchern der Synagoge hätten sich nicht gegeben, so die Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Man habe früh genug eingegriffen, sagte ein Sprecher. Der Verdacht gegen den 18-Jährigen lautet nun auf Verabredung zum Mord.

„Ein Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland ist immer auch ein Angriff auf unsere Werte und damit ein Angriff auf uns alle“, kommentierte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) den Fall. Die Polizei und das Landesamt für Verfassungsschutz hätten den Schutz jüdischen Lebens fest im Blick. „Entscheidend ist: Die mörderische Tat gegen jüdisches Leben konnte verhindert werden. So konnten wir frühzeitig einschreiten und eine mögliche Tat verhindern.“ Man lasse nicht nach und trete Extremisten und Gewalttätern konsequent entgegen. „Wir schützen jüdisches Leben im Land. Schlimm genug freilich, dass in kranken Gehirnen solche Mordpläne gegen jüdisches Leben in unserem Land entstehen.“

Die Synagoge in Heidelberg wurde 1994 eingeweiht. Laut der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg besteht die Gemeinde aus 420 Mitgliedern. Ein Mitarbeiter bestätigte auf Nachfrage, dass die Staatsanwaltschaft die Gemeinde über den Vorfall informiert habe, wollte sich aber nicht inhaltlich äußern.

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