„Oui“ in der Stadt, „non“ auf dem Land

Der Graben zwischen Befürwortern und Gegnern der EU-Verfassung verläuft in Frankreich zwischen Stadt und Land, Reich und Arm. Fast alle großen Metropolen haben für die Verfassung gestimmt, allen voran Paris. In der Hauptstadt gab es mit 66,45 Prozent die höchste Zustimmung überhaupt. Aber auch Lyon, Bordeaux, Toulouse und schließlich die EU-Stadt Straßbourg votierten für das Vertragswerk. Einzig die zweitgrößte Stadt widersetzte sich diesem Trend. Die Stimmberechtigten in Marseille erteilten mit 61,17 Prozent der EU-Verfassung einer Absage.

Damit befinden sie sich im Einklang mit den Mehrheiten in 18 der 22 Regionen des Landes. An der Mittelmeerküste, in Zentralfrankreich, aber vor allem in den vom wirtschaftlichen Niedergang gezeichneten alten Industrieregionen des Nordens war der Anteil der Verfassungsgegner mit jeweils über 60 Prozent besonders hoch. Spitzenreiter ist das Departement Pas-de-Calais am Ärmelkanal mit 69,5 Prozent Neinstimmen.

Die Ile-de-France, die Bretagne, das Elsass und die Region an der Loire konnten sich mehrheitlich für die EU-Verfassung erwärmen. Deren größte Anhängerschaft befindet sich freilich tausende Kilometer entfernt vom französischen Festland. Im Überseedepartment Martinique, einer kleinen Karibikinsel, sagten 69,02 Prozent „oui“. OP