Lehrerpreisträger Kai Passchier: T-Shirts passend zum Unterricht
Kai Passchier unterrichtet Naturwissenschaften an einer Schule in Ostfriesland. Für seine modernen Methoden erhielt er einen Lehrkräftepreis.
In den nächsten zwei bis drei Doppelstunden werden die Schüler*innen in Kleingruppen erarbeiten, wie man bestimmte Zielgruppen am besten über Immunisierung aufklärt. Ob dabei als „Lernprodukt“ am Ende ein Flyer oder ein selbstgebautes Modell entsteht, entscheiden die Schüler*innen selbst. Ganz nebenbei wiederholen sie dabei Wissen aus vorherigen Klassenstufen und üben Kompetenzen wie Kommunikation, Kreativität, kritisches Denken und kollaboratives Arbeiten.
Anderen etwas beibringen wollte Passchier schon immer gern. Und „etwas entdecken, was der Menschheit weiterhilft“. In Berlin studierte er zunächst Physik. Aber als er viel Zeit nachts im Labor verbrachte und gleichzeitig merkte, wie unzufrieden ihn Professoren machten, die zwar Vorlesungen halten, aber nicht gut in der Lehre sind, entschied er sich, Lehrer zu werden.
Als Biologielehrer unterrichtet er auch Sexualerziehung. Die sei unglaublich wichtig, damit die Schüler*innen ihre Sexualität später selbstbewusst, ohne Angst und selbstbestimmt leben und ein „glückliches Leben entwickeln“ könnten, sagt Passchier.
Mehr Praxis, weniger Belastung
Wenn er über seine Arbeit spricht, merkt man, dass es ihm wichtig ist, dass das Gelernte bei den Schüler*innen im Kopf bleibt. Damit das klappt, wird er kreativ und wählt seine T-Shirts passend zum Unterrichtsthema. Zum Beispiel ein T-Shirt mit der Zahl 42, die in dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von einem Supercomputer als Antwort auf die „endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ ausgespuckt wird. 42, eine Nonsens-Antwort, die dabei rauskommt, wenn man die falsche Frage stellt. In Passchiers Klasse lernen die Schüler*innen so, dass es wichtig ist, einem Sprachmodell wie ChatGPT die richtigen Fragen zu stellen.
Als Lehrer wünscht Passchier sich mehr Entlastung im Schulalltag. Wer nebenher damit beschäftigt ist, Geräte zu beschaffen und die nächste Exkursion zu finanzieren, hat eben weniger Energie, um sich um guten Unterricht zu kümmern.
Auch die Lehrer*innenausbildung würde er gern verändern. In seinem Referendariat sei „der menschliche Faktor“ oft nicht gesehen worden, etwa als eine Schülerin mit Schulangst sich in seiner Lehrprobe traute, eine Präsentation zu halten, er aber am Ende durch die Prüfung rasselte, weil das Lernziel angeblich nicht erreicht worden war.
Für zukünftige Lehrer*innen wünscht Passchier sich, dass sie viel früher in die Praxis kommen und den Schulalltag nicht erst unter dem Leistungsdruck des Referendariats kennenlernen. Am Montag erhielt er für seine Arbeit den Deutschen Lehrkräftepreis. Nominiert hatten ihn seine Schüler*innen.
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