Trostpflaster im Trauerspiel

Tränenpalast bleibt 25 Jahre Kulturort. Bisherige Betreiber können aber nur mit langem Mietvertrag weitermachen. Den wollen CDU und Grüne durchsetzen. Finanzverwaltung fürchtet aber Wertverlust

VON TINA HÜTTL

Der letzte Akt im Trauerspiel Tränenpalast ist nur noch eine Formalie, dann gehört das Haus dem Großinvestor Harm Müller-Spreer. Der hat schon das umliegende Areal gekauft und will dort ein Büro- und Geschäftshaus mit Tiefgarage bauen. Mit dem Tränenpalast kann er aber nicht machen, was er will. Für 25 Jahre hat der Senat jetzt die kulturelle Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes garantiert. Den insolventen Betreibern des Tränenpalastes nützt das aber nur, wenn sie einen langfristigen Mietvertrag bekommen.

Noch sei die Sache zu heilen, meint die kulturpolitische Sprecherin der CDU, Monika Grütters: In einem Antrag, den sie und ihr grüner Kollege Oliver Schruoffeneger am Donnerstag einbringen, fordern sie den Senat auf, der Tränenpalast GmbH ein 20-jährigen Vertrag mit einer Miete von derzeit rund 4.900 Euro zu garantieren. „Dies wäre ein Trostpflaster für die Kulturveranstalter von einer ansonsten rücksichtslosen Finanzverwaltung“, sagte sie. Rücksichtslos habe die alle Bemühungen der Veranstalter torpediert, das Haus selbst zu kaufen.

Voraussetzung für einen Mietvertrag wäre aber, dass die insolventen Betreiber weiterwirtschaften können. Markus Herold, Geschäftsführer der Tränenpalast GmbH, ist da optimistisch. Denn mit einem langfristigen Vertrag kämen auch die Investoren für Projekte wieder. Auf rund 200.000 Euro beziffert Herold die Rückstände, allein die Hälfte davon sei für den Kampf mit der Finanzverwaltung draufgegangen. Noch schwerer wögen jedoch die verlorene Zeit und die Planungsunsicherheit.

Ein langfristiger Mietvertrag, hat die Finanzverwaltung bereits eingewandt, reduziere den Verkehrswert der Immobile. Für Grütters ist das nur ein Scheinargument, weil im Vertrag mit Müller-Spreer schon jetzt die Tatsache eines langfristigen Mietvertrages berücksichtigt sei. Dass sich der künftige Besitzer und der Noch-Mieter ohne Zutun der Politik einigen, ist aber eher unwahrscheinlich. In der Presse ließ Müller-Spreer verlauten, Herold sei nach seinen Verkaufsverhandlungen und der anschließenden Insolvenz „unglaubwürdig“. Scheitert Herold auch diesmal, will er sich endgültig vom Tränenpalast verabschieden. Da er jedoch die Namensrechte besitzt, wird nur die leere Grenzabfertigungshalle für den ehemaligen Ost-West-Verkehr zurückbleiben. Und 30 Angestellte und 8 Lehrlinge ohne Arbeit.