Rassismus, der nicht sein durfte

Ausgrenzungen aufgrund verschiedener Hautfarben hat es auch in der DDR gegeben. Drei Schwarze Menschen erzählen von ihrem Aufwachsen im Osten

Es geht um den Osten, die DDR und das doofe Narrativ „Rassismus? So was gab’s hier früher nicht.“ Es geht um die Nachwendezeit und immer auch um die Gegenwart aus der erlebten Perspektive von Person of Colour oder, um den Titel der Gesprächsrunde zu zitieren: die „Ossis of Colour“.

Alle Plätze vor der großen Freiluftbühne draußen vor der taz sind komplett gefüllt, als klar wird, wie unterschiedlich die Perspektiven der Generationen auf das gesellschaftliche Leben in der DDR ausfallen können.

Der Historiker Patrice Poutrus, geboren 1961 in Ostberlin, war damals SED-Mitglied. „Die meiste Zeit habe ich versucht, den Genossen zu zeigen, dass ich nicht anders bin als die anderen.“

Neben ihm sitzt Peggy Kurka, Autorin und Hair und Make Up Artist. 1969 geboren, wurde sie von systemtreuen DDR-Bürger:innen adoptiert und wuchs in Brandenburg auf. „Ja, wir sind alle schwarz, aber dennoch sind wir doch komplett anders sozialisiert, außer dass wir vielleicht alle Schmerzen hatten, wenn man uns die Haare gekämmt hat.“

Journalistin Katharina Warda, sie hatte die DDR als Kindergartenkind erlebt, macht deutlich, dass Rassismus für sie schon eine gemeinsame Erfahrung ist: „Die Last der Einsamkeit ist der Rassismus.“ Sie fragt sich, ob das größere Problem darin lag, dass sich die DDR immer als antirassistisch verstanden hat, oder dass es keine wirkliche Möglichkeit gab, antirassistischen Aktivismus zu ermöglichen.

„Ich meine, es gab Ak­ti­vis­t:innen“, ergänzt Peggy Kurka. „Es gab ja eine Menge, gegen das man sein konnte in der DDR.“

Ein Talk geprägt von einem Abgleichen von Erfahrungen der DDR und Nachwendezeit und der Gegenwart, die miteinander verwoben oder nebeneinander betrachtet werden können. Es scheint wie eine lange Suche nach Identität, die längst nicht abgeschlossen ist.

Aron Boks