die kinderfrage
: Warum heißt Kaugummi Kaugummi?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Finn, 6 Jahre alt.

Lieber Finn, bist du auf die Frage gekommen, weil du selbst gern Kaugummi kaust? Damit wärst du nicht allein, viele machen das gerne, und zwar schon seit langer Zeit. Kaugummi gibt es nämlich schon seit Tausenden von Jahren. In Schweden haben Forscher in einer 9.000 Jahre alten Siedlung ein Stück Birkenpech gefunden, also verkokelte Birkenrinde. Die ist schwarz, klebrig und zäh. Darauf waren Zahnabdrücke, die zeigen, dass Menschen darauf gekaut haben. Das klingt nicht lecker, war es vermutlich auch nicht. Wahrscheinlich wollten sie nur das Pech weich kauen, um damit andere Sachen zu kleben.

In der Antike, also vor über 2.000 Jahren, haben die Menschen Kaugummi als Medizin und Süßigkeit benutzt. Sie haben die Rinde von Pistazienbäumen angeritzt, bis Harz austrat. Harz ist ein klebriger, zähflüssiger Saft, mit dem Bäume Verletzungen an ihrer Rinde verschließen. Die Menschen machten daraus eine Kaumasse und nannten sie Mastix, vom lateinischen Wort für Kauen. Es soll die Zähne reinigen, für einen guten Atem sorgen und war wohl auch sehr lecker. Schon in der Bibel wurde Mastix erwähnt.

Die Maya, Menschen, die einst Teile von Südamerika besiedelten, benutzten ebenfalls vor 2.000 Jahren den Saft von Sapotill-Bäumen. Den haben sie so lange gekocht, bis er gummiartig wurde. Das Ergebnis nannten sie Chicle. Viele hundert Jahre später brachten Reisende Chicle nach Nordamerika. Dort wusste man aber lange nichts damit anzufangen.

Bis vor 170 Jahren ein Mann namens Thomas Adams aus Chicle Reifen oder Spielzeug machen wollte. Als das nicht funktionierte, mischte er Chicle mit Zucker und erfand so das Kaugummi, wie wir es heute kennen. Warum nun nannte man es so? Das Wort setzt sich eigentlich aus zwei Wörtern zusammen: kauen und Gummi. Das erste Wort beschreibt, was du mit der Süßigkeit tust, nämlich kauen. Das zweite, wie die Süßigkeit beschaffen ist: weich und dehnbar – wie Gummi. Wirklich bekannt wurde das Kaugummi wenig später durch William Wrigley. Er verkaufte eigentlich Seife und Backpulver. Dazu verschenkte er immer einen Streifen „Wrigley’s“-Kaugummis. Die Menschen fanden das so lecker, dass sie bald vor allem wegen der Kaugummis kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten in Europa stationierte US-amerikanische Soldaten das Kaugummi auch bei uns bekannt. Heute besteht es aber meist nicht mehr aus natürlichen Zutaten, sondern aus künstlich hergestellten.

Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de

Katharina Höring