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taz🐾lageDas arbeitsame taz-Proletariat

„Ich arbeite nie am 1. Mai“, sagt die Nachrichtenchefin aus der Onlineredaktion, der taz-Regie. Und doch sitzt sie am Mittwoch im 3. Stock des taz-Hauses in Berlin. Warum? Sie arbeitet immer mittwochs – und hatte vor der Dienstplanung durch die Ressortleitung nicht daran gedacht, dass der 1. Mai diesmal auf einen Mittwoch fällt. „Deshalb kümmere ich mich auch nicht um die Ticker.“

Ticker nennen wir Nachrichtentexte, die wir von Agenturen bekommen. Aufgabe der Nachrichtenchefin ist es unter anderem zu entscheiden, welche der Ticker für uns relevant sind und mit den Re­dak­teu­r*in­nen aus den Fachressorts zu klären, wer sie für taz.de aufbereitet. Natürlich gibt es auch am Tag der Arbeit aktuelle News auf der Website. Und natürlich kümmert sich die Nachrichtenchefin darum. Noch mehr arbeiten will sie aber nicht – und deshalb auch keine taz-lage zum Arbeiten am 1. Mai schreiben.

Auch die anderen Kol­le­g*in­nen sehnen sich weit weg: an den See, auf Skates, zur Familie oder auf eine Demo. Der Seite-3-Kollege verkündet am Morgen, bis 12 Uhr mit allem fertig sein zu wollen, um dann in die Sonne gehen zu können. Dann räumt er doch das vorgeplante Interview von der Seite, um dem noch nicht geschriebenen Nachruf auf Paul Auster einen prominenten Platz zu geben. Der kommt erst kurz vor 15 Uhr, der frühe Feierabend ist damit passé.

Aber: „Irgendjemand muss schließlich arbeiten“, sagt die Nachrichtenchefin. Außerdem seien Re­dak­teu­r*in­nen nicht in erster Linie jene, für die der Tag der Arbeit einmal ausgerufen worden sei. Womit sie einerseits recht hat. Andererseits: Auch Re­dak­teu­r*in­nen sind lohnabhängig und damit Teil des Proletariats. Zumindest wenn sie nicht zufällig auch – zum Beispiel – Im­mo­bi­li­en­be­sit­ze­r*in­nen oder mit welchen verheiratet sind. Johanna Treblin

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